Ein Mann mit auffallend schlechten Zähnen, ein Transsexueller und ihr junger Verwandter sind verantwortlich für 19 Überfälle.

Ein Mann mit auffallend schlechten Zähnen, ein Transsexueller mit Vorliebe für edle Parfüms und ihr junger Verwandter: Es ist ein eher skurril anmutendes Trio, das das Mobile Einsatzkommando (MEK) in der Nacht zum Dienstag an der Straße Wackerhagen in Hamm-Mitte und in Rahlstedt überwältigte. Doch dass die Polizei ihre Spezialisten für besonders gefährliche Festnahmen mit der Aktion betraute, hat seinen Grund: Die drei Slowaken sollen zwischen Mitte November 2009 und Mitte Februar 2010 insgesamt 19 bewaffnete Überfälle auf Hamburger Geschäfte begangen haben. Mit ihrer Festnahme beendete die Kripo eine der längsten Raubserien der vergangenen Jahre.

Drogerien, Discounter, Parfümerien und Apotheken: Es waren Geschäfte mit meist weiblichem und vergleichsweise wenig Personal, die die Täter überfielen. Und immer lagen sie in direkter Nähe zu U-Bahn-Stationen. "Die Täter sind oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln geflüchtet", sagt Polizeisprecher Andreas Schöpflin. Meist ging Jozef T. (27), der Mann mit den schlechten Zähnen, in das Geschäft, suchte sich Ware zusammen und zog die Waffe, als er an der Kasse stand. Zur Tarnung trug er mal eine Perücke, mal eine Mütze. Nach dem Überfall versorgten ihn der 35-jährige Donat B. - in Frauenkleidern - und sein in Deutschland gemeldeter Cousin Milos O. (22) mit Kleidung zum Wechseln, damit er fahndungsrelevante Kopfbedeckungen und Jacken ablegen konnte. Das Trio flüchtete meist gemeinsam.

Etwa 5000 Euro haben die Slowaken, die gemeinsam in der Wohnung am Wackerhagen lebten, bei ihren Raubzügen erbeutet. Nach der ersten Tat in einem Kiosk in Hamm-Nord begangen sie weitere Überfälle in der unmittelbaren Nachbarschaft, dann schwärmten sie weiter aus ins Stadtgebiet. In Eilbek, Rahlstedt, Winterhude, Eimsbüttel, Jenfeld, Eppendorf und Harvestehude raubten sie Penny-Märkte, Schlecker-Drogerien, Tchibo-Läden und Douglas-Parfümerien aus. Jozef T. trug stets eine silberfarbene Pistole oder seinen schwarzen Revolver bei sich. Neben den Taten in Hamburg rechnet die Polizei ihm auch einen Banküberfall in Stapelfeld zu. Am 6. November soll der 27-jährige Berufsverbrecher die dortige Sparkasse ausgeraubt haben. Nach acht Taten in Hamburg hatte die Polizei einen richterlichen Beschluss für eine Öffentlichkeitsfahndung erwirkt - die Bilder des Haupttäters waren in mehreren Medien zu sehen gewesen. Doch davon ließ sich das Räuber-Trio nicht beeindrucken. Der Überfall auf die Parfümerie Meister am Eppendorfer Baum (Harvestehude) am 11. Februar war die letzte Tat des Trios.

Kriminaltechnik, so Polizeisprecher Andreas Schöpflin, brachte schließlich den Erfolg: Die Kripo war den Tätern auf die Spur gekommen. Nach Observation der Wohnung entschlossen sich die Ermittler schließlich zum Zugriff - bevor das Trio wieder zu einer neuen Tat aufbrechen konnte. Jozef T., Donat B. und Milos O. sitzen in Untersuchungshaft. Schöpflin: "Ein schöner, wichtiger Fahndungserfolg."