Polizei und Staatsanwaltschaft haben einen Ring von Geldspielautomaten-Betrügern gesprengt. Die Bande aus insgesamt 17 Tätern hat nach Erkenntnissen der Ermittler mehrere Hundert Automaten in ganz Deutschland manipuliert und so seit Juni vergangenen Jahres mindestens 800 000 Euro erbeutet. Einer der beiden Hauptverdächtigen, der Hamburger Dincer A. (50), sitzt in Untersuchungshaft.

Die Fahnder verhafteten ihn in einer psychiatrischen Einrichtung in Schwerin. Er war bereits wegen ähnlicher Delikte verurteilt worden und musste sich laut einer gerichtlichen Auflage wegen seiner Spielsucht therapieren lassen. Sein Komplize, ein 40 Jahre alter Norderstedter, ist noch auf der Flucht. Insgesamt durchsuchten die Beamten 19 Wohnungen und Spielhallen in Winterhude, Jenfeld, Dulsberg, Wandsbek, St. Georg sowie in Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Dabei stellten sie unter anderem einen Mercedes ML und einen VW Golf im Wert von zusammen 46 700 Euro sicher. Das Vermögen wird bei einer Verurteilung vom Staat abgeschöpft und fließt in den öffentlichen Haushalt.

Außerdem fanden Beamte einen Geldspielautomaten, an dem die Täter trainierten, an das Geld zu kommen. Die Männer hatten sich darauf spezialisiert, mit Drähten, die sie durch Schlitze einführten, die Automaten derart zu bearbeiten, dass sie Geld ausspuckten. Andere Geräte manipulierten die Täter, indem sie elektronische Impulsgeber einbauten. In Koblenz hoben die Fahnder eine Werkstatt eines 37-Jährigen aus, der die entsprechenden Teile herstellte.

Zu den Verdächtigen gehören auch Mitarbeiter von Spielhallen. Sie ließen die Täter die Automaten umbauen oder sagten ihnen, in welchen sich besonders viel Geld befand. Dafür wurden sie an der Beute beteiligt. Nach Abendblatt-Informationen kamen so wöchentlich fünfstellige Summen zusammen.

Wie viele Automaten manipuliert wurden und wie viele Spielhallen betroffen sind, ist noch nicht klar. "Die genaue Zahl wird von den Beamten jetzt ermittelt", sagt Polizeisprecherin Karina Sadowsky. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich der bislang festgestellte Schaden noch erhöhen könnte. Bislang können sie lediglich Taten seit dem vergangenen Juni nachweisen. "Wir haben die Erkenntnis, dass diese Masche seit einigen Jahren bundesweit betrieben wurde", sagte Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers dem Abendblatt.