Der 41-Jährige Bernd O. alias Pauli Kärntner soll einen Neunjährigen in einer Blankeneser Dampfsauna missbraucht haben.

Hamburg. Er laviert, er relativiert, er gesteht und nimmt alles zurück. Es ist mühsam, sehr mühsam mit dem Angeklagten. Die Staatsanwältin stöhnt, die Nebenklagevertreterin schüttelt den Kopf. Und der Richter verliert allmählich die Geduld mit Bernd O. alias Pauli Kärntner, der als Volksmusiker gern im krachledernen Kostüm die heile Welt besingt. "Es geht hier ums Ganze", sagt der Richter. "Und ich bin nicht länger gewillt, mir das anzuhören."

Der 41-Jährige, der sich vor dem Landgericht wegen des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern verantworten muss, will nun alles erzählen. Erzählen, wie es wirklich war. Wie er Serkan T. (9, Name geändert) unsittlich berührte. Wie er den völlig fremden Jungen in einer Blankeneser Dampfsauna erst eincremte an intimen Stellen, um sich sexuell zu erregen. Wie er abwechselnd sich und ihn befummelte. "Es stimmt. Ich wollte bei ihm eine Erektion hervorrufen."

Vor einer Woche verkaufte der Angeklagte dem Gericht eine ganz andere Geschichte als Geständnis. Aus Neugier habe er den Jungen angefasst: Weil er noch nie einen beschnittenen Penis gesehen habe. Das Kind habe dabei sogar gelacht. Das hörte sich indes aus dem Mund seines Opfers ganz anders an. Wenige Stunden zuvor spielte das Gericht die Video-Vernehmung des Neunjährigen ab. Da berichtete er, dass ihm diese Berührungen unangenehm waren. "Es wird wohl richtig sein", sagt Bernd O. Für den Richter klingt das kaum nach einem ernst gemeinten Geständnis. Bernd O. könnte mit einer Bewährungsstrafe und einer Sexualtherapie glimpflich davonkommen. "Aber den Geständnis-Bonus kriegen Sie nur, wenn Sie sich klar äußern." Der Prozess wird am 9. Februar fortgesetzt.