Mutter, Tochter, Ex-Mann und Großvater offerierten Investments nach Schneeballsystem, um sich zu bereichern. Es gab Festnahmen.

Hamburg. Sie betrieben ein Familienunternehmen der besonderen Art: Über zwei Gesellschaften, unter anderem gemeldet in der neuseeländischen Millionenstadt Auckland, vertrieben die drei Neugrabener und der 46-Jährige aus Stade Firmenbeteiligungen, Altersvorsorgepakete und andere Investments über das Internet und durch Kundenberater. 3,4 Millionen Euro von zumeist deutschen Anlegern konnten die 46-jährige Heike B., ihr Vater Egon Z. (70), ihre Tochter Caroline B. (21) und ihr Ex-Mann Henri Frederik B. (46) so seit knapp zwei Jahren einsammeln und auf Auslandskonten transferieren.

Jetzt wurden Heike B. und ihrem Vater nach Verkündung des Haftbefehls die Handschellen angelegt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Kapitalanlagebetrug vor. Sie sollen die ihnen anvertrauten Millionen allein mit dem Vorsatz eingesammelt haben, ihre persönlichen Bedürfnisse damit zu befriedigen. 260 Geschädigte sind den Ermittlungsbehörden derzeit bekannt. Sie rechnen jedoch mit einer weit höheren Zahl von geprellten Anlegern. Heike B. und Egon Z. kamen in U-Haft. Da ihnen erhebliche Haftstrafen drohen, befürchteten die Behörden eine Flucht ins Ausland. Tochter und Ex-Mann sind nach vorläufiger Festnahme wieder auf freiem Fuß.

Die beiden Verhafteten sind offiziell Direktoren der Kapitalgesellschaft First Intercontinental Bancorp Ltd. (FIB) mit Sitz in Auckland. Tochter Caroline und Ex-Mann Henri wiederum, die als Nebentäter geführt werden, verdingten sich als Geschäftsführer von Alpha Consulting International Ltd. (ACI), die, ebenfalls im Ausland gemeldet, in einem heruntergekommenen Bürohaus an der Wendenstraße (Hammerbrook) mit einer Zweigstelle residierte. ACI vertrieb die Produkte, die von FIB ausgedacht wurden.

Der Betrug beruhte auf einem Schneeballsystem: Gewinne entstanden ausschließlich dadurch, dass immer neue Investoren gewonnen werden konnten. "Ich passe auf!" steht am Eingang des großen Einfamilienhauses am Falkenbergsweg (Neugraben-Fischbek). Daneben prangt der Kopf eines Dobermanns. Erst seit Juni wohnt die Familie hier. Nachbarn beschreiben sie als freundlich. Sonst sind sie kaum bekannt.

Die beiden Touareg-Geländewagen, die hier sonst vor der Einfahrt stehen, wurden zur Vermögenssicherung beschlagnahmt, dazu 15 000 Euro in bar und Berge von Beweismaterial. Gleichzeitig durchsuchten Ermittler weitere Wohnungen in Fischbek und Groß Flottek, sechs Geschäftsräume in Hammerbrook und Hausbruch sowie zwei Wohnungen in Niedersachsen. Von Hassendorf und Zeven aus verschickte unter anderem Henri B. immer wieder unlautere Angebote an Internetseiten, in denen für Jobs mit wenig Fleiß und großem Verdienst geworben wurde - mutmaßlich ein Köder um "Kundenberater" zu werben.

Bereits seit 2008 wird in einschlägigen Internetforen vor dem Geschäft mit First Intercontinental Bancorp Ltd. gewarnt. Doch erst ein Testamentsvollstrecker brachte die Ermittler auf die Spur: Im Nachlass eines Kunden fand er Anlagepapiere von FIB, die ihn stutzig machten.