Bei der Schlägerei vor einer Adendorfer Disco wurde der 22-Jährige Stefan S. lebensgefährlich verletzt.

Hamburg. Er hat alles vergessen, kann sich nicht mehr an den brutalen Angriff erinnern. Nicht an die Schläge, nicht an den Tritt gegen seinen Kopf, nicht an die Täter. Als Stefan S. (22) den Gerichtssaal verlassen will, streckt ihm Felix L. (20) seine Hand entgegen. "Herr S., entschuldigen Sie." Stefan S. hält kurz inne: "Nein!"

Slava R. (20) hatte ihm bei einer Rangelei vor der Diskothek T 2 in Adendorf (Kreis Lüneburg) einen Schlag mit dem Ellenbogen versetzt. Stefan S. kippte hintenüber, schlug mit dem Kopf ungebremst aufs Pflaster. Felix L. trat ihm dann derart gegen den Schädel, dass Zeugen noch aus einiger Distanz einen "Knall" hörten.

Seit gestern stehen der Bäcker Felix L. und der Mechatroniker-Azubi Slava R. wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht. Felix L. habe ausgeholt und gegen den Kopf getreten "wie gegen einen Fußball", sagt ein Rechtsmediziner. Die schweren Hirnverletzungen habe sich Stefan S. jedoch beim harten Aufprall aufs Pflaster zugezogen.

Es war wohl viel Alkohol im Spiel am 23. August. Cognac, Wodka, Bier. Auch Stefan S. war offenbar nicht nüchtern. Bilder einer Überwachungskamera zeigen einen zappeligen Mann, dessen Gesten man als zumindest offensiv interpretieren kann. Stefan S. habe sie provoziert und "bedrohlich" auf sie gewirkt, sagt Slava R. Plötzlich habe er ihm in die Nieren geboxt, "einfach so". Reflexartig habe er zurückgeschlagen, sein ohnmächtiges Opfer dann etwas angehoben und wieder fallen lassen, sodass der Kopf erneut auf den Boden knallte. "Vorher habe ich ihm noch eine Backpfeife gegeben - als Denkzettel." So begründet auch Felix L. seinen Tritt. "Ich dachte, der berappelt sich wieder." Er hat es bis heute nicht. Stefan S.: "Ich höre etwas, das klingt wie Meeresrauschen. Jeden Tag. Wenn ich aufwache oder einschlafe, dreht sich alles." Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.