Bernd O. muss sich vor dem Landgericht wegen schweren sexuellen Missbrauchs von zwei Kindern verantworten.

Hamburg. Auf der Bühne mutiert Bernd Karl O. zu Pauli Kärntner. Markenzeichen: Strahlelächeln, Lederhose, Quetschkommode. Sein Glück präsentiert der 41-jährige No-Name-Volksmusikant auch gern im Internet - auf Fotos etwa, die ihn mit seinem Sohn David (3, Name geändert) zeigen.

Doch das zur Schau gestellte Bild vom Glück hat tiefe Risse bekommen. Seit gestern muss sich Bernd O. vor dem Landgericht wegen schweren sexuellen Missbrauchs von zwei Kindern verantworten - sogar an seinem damals zweijährigen Sohn David soll er sich vergangen haben.

Seine Freundin Anja S. (29) hatte beobachtet, wie Bernd O. ihren Sohn nach dem Baden eincremte und an seinem Geschlechtsteil saugte. "Abschlotzen" habe der Schwabe das genannt und ihr zugerufen: "Langsam findet er es nicht mehr so schlimm, er gewöhnt sich dran." Sie habe das Kind dann aus seinem Schoß gerissen. Auf ihre Bedenken hin habe er entgegnet: "Das ist Vaterliebe, das ist nicht schlimm." Ein mulmiges Gefühl aber blieb, sie wandte sich an den Verein Dunkelziffer, zeigte ihn an. Auf dem Laptop von Bernd O. stellte die Polizei auch noch Kinderpornos sicher.

Die Staatsanwaltschaften Kiel und Lübeck hatten bereits 2001 und 2002 wegen des Verdachts auf Kindesmissbrauch ermittelt. Bernd O. soll Kindern auf einem Spielplatz aufgelauert und Mädchen in einem Jugendtreff belästigt haben. Die Verfahren wurden jedoch eingestellt, Bernd O. zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt - wegen unerlaubten Waffenbesitzes. Die junge Frau mit der knabenhaften Figur blickt immer wieder zu ihrem Ex mit den blonden, schon etwas lichten Haaren. Vor neun Jahren arbeitete sie als Kindermädchen für ihn und seine damalige Frau. Nach der Trennung wurden sie ein Paar. Da stand der Vorwurf, er habe seine zwei Kinder aus der Ehe missbraucht, bereits im Raum. "Es ist verwerflich, was er getan hat, aber menschlich mag ich ihn noch", sagt sie.

Er habe sich bei alldem nichts gedacht, sagt indes Bernd O. Es sind Worte, die man immer wieder hört von ihm. Es ist auch die Begründung für einen weiteren Übergriff auf einen Neunjährigen im Blankeneser Schwimmbad. Im Dampfbad habe er den Jungen eingecremt und unsittlich berührt. Als der seine Hand wegstieß, habe sich Bernd O. selbst befriedigt, so die Anklage. "Ich war nicht sexuell erregt", sagt der 41-Jährige. Aus Neugier, weil er noch nie einen beschnittenen Penis gesehen habe, habe er das Kind angefasst. Die Situation habe er als unverfänglich empfunden. "Ist Ihnen klar, dass Sie Grenzen überschritten haben?", fragt der Richter. "Ja, jetzt weiß ich das", sagt Bernd O. "Ich schäme mich."

Sein Geständnis erspart dem Neunjährigen zwar eine Aussage vor Gericht. "Er hat aber nicht begriffen, was er ihm angetan hat", sagt die Anwältin des Jungen, Marjam Samadzade. Was er seiner Karriere angetan hat, dürfte Bernd O. alias Pauli Kärntner, der mit den "Original Elbmusikanten" eine Südamerika-Tournee geplant hatte, kaum entgangen sein. Der Prozess wird am 27. Januar fortgesetzt.