Kaum hat der Verteidiger das Geständnis von Osman S. verlesen, verliert der 22-Jährige komplett die Nerven. Er schreit laut auf, jammert, wird von Weinkrämpfen geschüttelt - der Richter muss die Sitzung für zehn Minuten unterbrechen.

Seit gestern müssen sich vier Angeklagte, alle geständig, vor dem Hamburger Landgericht wegen schwerer räuberischer Erpressung in zwei Fällen verantworten. Osman S. war einer von ihnen. Er hatte das Opfer im Juli 2009 vom Flughafen abgeholt und mit dem Auto zum Tatort, einem entlegenen Waldgebiet, gefahren. Unter dem Vorwand, ihm einen Audi Q 7 verkaufen zu wollen, hatten sie den Mann nach Hamburg gelockt. Die edle Karosse sollte im Öjendorfer Park übergeben und bar bezahlt werden - was nicht geschah. Die Drecksarbeit übernahmen dort Osmans S.s Freund Mohammad A. (26) und sein Komplize Mostafa H. (20). Maskiert und mit vorgehaltener Schreckschusspistole raubten sie den Mann aus. Die Täter flüchteten mit mehr als 47 000 Euro. Ihr Opfer blieb geschockt im Wald zurück.

Der erste Versuch nach dem gleichen Muster indes scheiterte. Im Sommer 2009 hatten die Räuber einen Mercedes-Benz E 320 für recht günstige 54 900 Euro im Internet angeboten. Ein "moldawischer Geschäftsmann" habe angebissen und einen Unterhändler mit dem Bargeld nach Hamburg entsandt, sagt Mohammad A. Doch ihr Opfer schöpfte rechtzeitig Verdacht.

Neben Abenteuerlust habe er in erster Linie seinem Freund helfen wollen, erklärt Mostafa H. "Kriminelle aus dem Rotlichtmilieu" hätten 40 000 Euro von ihm erpresst, nachdem er einen Klub an der Davidstraße eröffnete, sagt Mohammad A. Sie hätten ihn und seine Familie bedroht, für die er sich nach dem Tod seines Vaters verantwortlich gefühlt habe. Deshalb habe er den Löwenanteil der Beute erhalten. Zudem habe er Privatschulden von rund 50 000 Euro. "Er hatte Geldsorgen und Drogenprobleme", sagt Osman S. Der Prozess wird kommenden Mittwoch fortgesetzt.