Das Opfer - eine 19 Jahre alte Mutter - musste unter anderem sexuelle Handlungen an sich und den Angeklagten vornehmen.

Hamburg. Saika H. war gerade 16 Jahre alt, als sie mit zwei Komplizen eine junge Mutter bis aufs Blut quälte. Als sie mit der Tötung ihres Babys drohte und sie zwang, Wasser aus der Toilette zu trinken. Sie fand, dass Folter eine angemessene Bestrafung sei für Sandy P. (19), wo die doch so ein böses Gerücht über sie in die Welt gesetzt habe. Nun ist Saika H. 17 Jahre alt, und die nächsten zwei Jahre und acht Monate wird sie im Jugendgefängnis verbringen. Buße für eine Tat, die den Vorsitzenden Richter Bernd Trappe an das "finsterste Mittelalter" erinnert, die auch für den Verteidiger von Saika H. "völlig aus dem Rahmen fällt".

Gestern verurteilte das Landgericht die drei Täter, unter anderem wegen gemeinschaftlicher Nötigung, schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung. Marc T. (23), als Einziger nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt, erhielt mit drei Jahren und zehn Monaten ebenfalls eine empfindliche Haftstrafe. Turkan D. (20) kam mit einer Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewährung davon.

Sandy P. fiel nach dem Schuldspruch ihrem Partner schluchzend in den Arm. Für sie ist der Fall mitnichten abgeschlossen, bald beginnt sie eine Therapie. Die Wohnung in Wilhelmsburg, wo das Trio über sie hergefallen ist, hat sie aufgegeben. Die Hämatome, Striemen und Platzwunden sind verheilt. Doch Schlafstörungen und Albträume quälen sie noch immer. "Und das Ganze wegen dummen Geschwätzes", sagte die Staatsanwältin bereits in ihrem Plädoyer.

Sie meinte den lapidaren Auslöser der Tat, ein banales Gerücht. Saika H. glaubte, Sandy P. erzähle herum, dass sie sie für die Trennung von ihrem damaligen Freund verantwortlich mache. Da gingen E-Mails mit beleidigendem Inhalt hin und her. Nach einer Woche der Eskalation schrieb Saika H.: "Am 11. April ist Krepiertag." Sie machte aber einen Tag früher ernst. Bewaffnet mit einem Butterflymesser und einem Schlagstock wollten sie es der jungen Mutter heimzahlen. Sie schickten Marc T. als "Türöffner" voran. Die 19-Jährige vertraute ihm, er war ihr Ex-Freund. Die Orchestrierung der zweistündigen Gewaltarie war abgesprochen: Während Marc T. in der Küche Sandy P.s Freund, der die 14 Monate alte Tochter auf dem Arm trug, in Schach hielt, stürmten Saika H. und Turkan D. in das Zimmer ihres Opfers. Sofort droschen die Frauen auf sie ein. Dann musste sie sich ausziehen, sich eine Babynuckelflasche einführen. Turkan D. filmte mit dem Handy - ein Protokoll der Demütigung, das sie ins Internet stellen wollte.

Als ihr geschundenes Opfer dann um Wasser bettelte, schöpfte Saika H. ein Glas aus der Toilette ab. Am Ende, als Sandy P.s Finger so geschwollen waren, dass sie nicht mal mehr das Glas halten konnte, musste sie eine Lobpreisung auf ihre Peiniger singen: "Saika und Turkan sind die Größten und Besten." Auch diese finale Erniedrigung filmte Turkan D., mit der zynischen Maßgabe, sie möge sich die Haare aus dem Gesicht streichen - so sähe man ihre blau gehauenen Augen besser. Von den 50 Euro, die sie ihr noch abnahmen, gingen die drei bei McDonald's essen.

Die Täterin gab sich vor Gericht reuig und vergoss Tränen. Die zentrale Frage, wie ein Teenager zur "treibenden Kraft" einer so brutalen Tat werden konnte, blieb offen. Ein Gutachter sprach von emotionaler Labilität und mangelnder Impulskontrolle. Die Verteidigung von ihrer schwierigen Kindheit in Steilshoop. Der frühe Tod des Vaters. Die Schläge der Brüder. Der Absturz vom Gymnasium auf die Förderschule. Von einer eingeschränkten Steuerungsfähigkeit, einem Affekt gar, könne indes keine Rede sein, so die Kammer. Saika H.s und Marc T.s Verteidiger kündigte Revision gegen das Urteil an.