Unbekannte schmeißen Steine gegen das Haus von Fritz Vahrenholt und zünden den Mercedes von Jean-Remy von Matt an.

Hamburg. Sie hatten sich abgesprochen. Daran hat die Polizei keine Zweifel. In der Nacht zu Donnerstag verübten vermutlich Autonome einen Anschlag auf das Haus von Fritz Vahrenholt, Hamburgs ehemaligen Umweltsenator und jetzigen Chef von RWE Innogy, einem Tochterunternehmen des Stromriesen RWE. Fast zeitgleich ging der Wagen von Jean-Remy von Matt, dem Gründer der Werbeagentur Jung von Matt, in Flammen auf. Die Täter entkamen unerkannt. Der Staatsschutz der Polizei geht von politisch motivierten Anschlägen aus.

Um 2.30 Uhr schreckte die Ehefrau von Vahrenholt in ihrem Wellingsbüttler Haus auf. Ihr Mann war zur Tatzeit nicht zu Hause. Sie hörte, wie Steine in drei Fenster krachten, und sah einen vermummten jungen Mann weglaufen. Nachbarn berichteten später von insgesamt drei Jugendlichen. Die Täter hatten zudem mit schwarzer Farbe gefüllte Gläser an die Fassade und in das Haus geschmissen. Sie flüchteten zu Fuß.

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Sechs Minuten später wurden Nachbarn des Werbers von Matt durch einen lauten Knall in Harvestehude aus dem Schlaf geschreckt. Unbekannte hatten einen Brandsatz am Kühlergrill seines Mercedes CLS (Neupreis etwa 70 000 Euro) entzündet. Auch hier sahen die Zeugen, wie drei Vermummte vom Tatort wegrannten. Kurz vor den beiden Anschlägen ging bei der Einsatzzentrale ein fingierter Notruf ein. Der Anrufer berichtete von einem brennenden Wagen an der Eimsbütteler Straße.

Offenbar hatten die Täter vor, die Polizei an einen falschen Tatort zu locken - in der Hoffnung, dass diese bei den wahren Anschlägen fehlen würden. "Es waren allerdings jeweils 14 Streifenwagen innerhalb kürzester Zeit an den beiden Tatorten", sagte ein Beamter dem Abendblatt. Dennoch verliefen die Großfahndungen erfolglos. Die Polizei sucht daher Zeugen, die Angaben zu den Unbekanten machen können. Hinweise bitte an die Telefonnummer 428 65 67 89. Bislang ist noch kein Bekennerschreiben bei der Polizei aufgetaucht. Dass es Vahrenholt und von Matt traf, ergibt in der Logik der Täter einen Sinn. Vahrenholt ist führender Manager eines großen Energie-Unternehmens, für das die Agentur Jung von Matt die Werbekampagne erstellt. Beide Anschlagsopfer wollten sich zu den Taten nicht äußern.

Bereits vor sechs Wochen hatten Autonome Anschläge auf die Häuser von Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) und Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) verübt. Auch hierbei warfen zwei Gruppen fast zeitgleich Steine und mit Farbe gefüllte Flaschen gegen die Fassaden. Ein in der Nähe von Ahlhaus' Wohnung abgestellter BMW wurde ebenfalls angezündet. Allein dort sahen Anwohner vier Täter. Wie berichtet, nahm die Polizei zwei von ihnen an der Max-Brauer-Allee (Altona-Altstadt) fest. Es handelt sich um einen 24 Jahre alten Studenten aus Lüneburg und einen 20-jährigen Hamburger, der in diesem Jahr sein Abitur gemacht hat. Beide schweigen zu den Vorwürfen.

Die Agentur Jung von Matt ist schon einmal Opfer eines Brandanschlags geworden. Im Dezember 2005 zündeten Unbekannte den BMW X5 sowie den Mini Cooper des Mitbegründers der Agentur, Holger Jung, an. In einem Bekennerschreiben gaben die mutmaßlichen Täter, die bis heute nicht gefasst sind, die von Jung von Matt entworfene Werbekampagne "Du bist Deutschland" als Motiv an. Der Schaden an den beiden Wagen betrug 80 000 Euro.