16 Autos brennen in einer Nacht. Brandstiftungen begannen in Hamm und endeten in Norderstedt. Feuerwehr verhindert Übergreifender Flammen auf ein Wohnhaus.

Wie an einer Perlenschnur aufgereiht sind die Tatorte mit brennenden Autos auf der Hamburg-Karte von der Innenstadt bis Norderstedt zu sehen. Mit leichtem Bogen führt sie von Süd nach Nord - vergleicht man die Einsätze der Feuerwehr, die den Brandstiftern in der Nacht zum Mittwoch fast im Minutentakt folgte. 13 Wagen wurden mutwillig angezündet. Auf drei Autos sprangen die Flammen über. Vier Fahrzeuge brannten völlig aus.

Auch wenn die Täter noch immer unbekannt sind, ist sich die Polizei sicher, dass alle Brände auf das Konto eines Einzelnen oder einer Gruppe Brandstifter zurückgehen. Wie die Täter die knapp 18 Kilometer zwischen den ersten Brandstiftungen in Hamm-Nord und den letzten in Norderstedt zurücklegten, ist noch nicht bekannt.

Sicher ist nur: Wieder konnte nur durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehr verhindert werden, dass die Flammen auch auf Wohnhäuser übergriffen. Insbesondere an der Straße Holitzberg (Langenhorn) hatten die Rettungskräfte Mühe, die Flammen zu bändigen. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, wann der erste Mensch verletzt werde, heißt es aus den Reihen der Feuerbekämpfer. "Die Täter nehmen wissentlich den Tod von Menschen in Kauf", sagt Sprecher Peter Braun. "Das sind keine Dummejungenstreiche. Das sind Straftaten."

"Der Verbrechenstatbestand der Brandstiftung wird wie Vergewaltigung oder Mord hart bestraft", ergänzt Joachim Lenders, Chef der Polizeigewerkschaft DPolG. Mit ein bis zehn Jahren Haft müssten überführte Brandstifter rechnen. "Die Gesetze reichen völlig aus." Lenders hofft auf abschreckende Wirkung, wenn die ersten Urteile gegen Brandstifter gesprochen wurden.

Auffällig: Die Polizeigewerkschaften DPolG und GdP, aber auch die Opposition in der Bürgerschaft halten sich trotz der jüngsten Brandstiftungen mit Kritik an der Arbeit der Polizei weitgehend zurück: Ohne "Kommissar Zufall" sei die Polizei in den meisten Fällen chancenlos, sagt DPolG-Chef Lenders. In den zwei bis drei Minuten, die verstrichen, bis der Brandsatz so stark lodere, dass er überhaupt entdeckt werden könne, seien die Täter längst über alle Berge.

Dennoch: "Die Präsenz der Polizei ist aufgrund gestiegener Arbeitsbelastung und weniger Personal auf den Wachen deutlich zurückgegangen", sagt Lenders. Mehr Polizisten auf Streife hätten jedoch abschreckende Wirkung, auch auf Brandstifter. In die gleiche Kerbe haut Polizeigewerkschafter Uwe Koßel, erst gestern auf dem Landesdelegiertentag zum neuen GdP-Chef gewählt. "Die Hamburger Polizei schiebt 900 000 Überstunden vor sich her", sagt Koßel. Bis in die Polizeiführung hinein herrsche Ratlosigkeit, wie dem Phänomen Brandstiftung entgegengewirkt werden könne. "Nur durch dichte Präsenz auf den Straßen hat die Polizei trotz des schwierigen Tatumfeldes eine Chance, Brandstifter zu erwischen", bestätigt SPD-Innenexperte Andreas Dressel. Diese Forderung stehe aber der aktuellen Entwicklung bei der Polizei entgegen, die auf Brennpunkte spezialisierten "Dienstgruppen Präsenz" (DGP) abzuschaffen. "Die Polizei hat einiges versucht", sagt Dressel, "es gab Erfolge, aber es ist nicht gelungen, den Trend zu brechen."

Das will die Polizei so nicht stehen lassen: "Wir haben die Ermittlungen zu zwei Brandstiftungen erfolgreich abgeschlossen", sagt Polizeisprecher Ralf Meyer mit Blick auf fünf festgenommene Brandstifter. "Das lässt hoffen und zeigt, dass unsere langatmigen Ermittlungen und unser Konzept Erfolg haben."

Die speziellen Brandermittler des Landeskriminalamts LKA 45 seien mit den Brandstiftungen der vergangenen Wochen betraut worden. Deren Arbeit sei der der Mordkommission sehr ähnlich, etwa was die professionelle Auswertung der Spuren betreffe, erklärt Meyer. "Zusammen mit der ausgesetzten Belohnung von 2500 Euro haben wir alle Register gezogen", sagt Meyer. "Das ist das Gegenteil von Kapitulation vor den Taten der Brandstifter."