An den glatzköpfigen Punker kann sich Nelson T. (28) gut erinnern. Als der Kahle “Stiefel-Party“ brüllte, fielen sie über ihn her.

Hamburg. Mit ihren klobigen Springerstiefeln trampelten die Punks auf ihm herum. Und wie ihm zuletzt dieser Glatzkopf mit Karacho gegen den Kopf trat - "das war ein Schock, danach war alles schwarz", sagt der Schweizer US-amerikanischer Herkunft und zeigt mit dem Finger auf den Angeklagten. "Der ist der Haupttäter."

Seit gestern muss sich Rene-Kurt W. wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht verantworten - ihm drohen mindestens fünf Jahre Haft. Am 6. Mai soll er mit anderen, noch unbekannten Mittätern, unter anderem mit einem Holzknüppel auf den Dachdecker eingeschlagen und seinen Laptop gestohlen haben. Eine schrill-bunte Entourage des Angeklagten verfolgt den Prozess, grollt mal verächtlich oder schnaubt höhnisch. Rene-Kurt W. ist einer der ihren, ein Punk - auch wenn er nicht so aussieht. In der U-Haft ließ er seine Haare wachsen, auch eine Brille trägt der sehschwache Angeklagte (minus sechs Dioptrien), nachdem sein Modell ein Jahr zuvor von Hunden zerfetzt worden war. "Da sahen sie wohl so viel wie jemand, der gerade aus der Erde kommt", unkt der Vorsitzende Richter. "Deshalb nennen mich alle Maulwurf", sagt W.

Die Attacke auf T. bestreitet der 23-Jährige, nicht aber, dass er ihn bestohlen hat. Bereits am Nachmittag habe er ihn an der Reeperbahn kennengelernt. Sie hätten sich unterhalten, Schnaps getrunken, seien später zu einem Park in Altona gefahren, einem Punker-Treffpunkt. Recht schnell habe T. dort eine "Faust" bekommen. Zur Beruhigung habe er ihn in seinen Schlafsack gelegt. Kurz darauf sei der Schweizer verschwunden, habe aber seinen Laptop liegen gelassen. "Ich dachte nur: Geil, den nehme ich mit."

Die Geschichte, die Nelson T. erzählt, ist eine andere. Auf dem Weg nach Hause habe er die Punks zufällig in dem Park getroffen und sich auf ein paar Korn einladen lassen. Plötzlich sei die gute Stimmung gekippt, der ganze Pulk über ihn hergefallen. Die Bilanz: eine vierfach gebrochene Nase, Gesichtsknochen-Frakturen, zwei ausgeschlagene Zähne - und 3600 Euro Krankenhauskosten. "Aber", und da klingt er fast versöhnlich, "ich habe alle Rechnungen für ihn gesammelt."

Das Urteil wird am Montag gefällt.