Bei einem Zwischenstopp des Nachtzuges von Verona nach Altona wurden die Autos aufgebrochen und etliche Wertgegenstände gestohlen.

Hamburg. Die Passagiere schliefen seelenruhig am vorderen Ende des Autozuges von Verona nach Altona. Am Heck brachen Unbekannte derweil unbemerkt 19 Autos auf und durchwühlten sie nach Wertsachen. Die Polizei schätzt den Schaden auf mehrere Zehntausend Euro. Ein Beutezug, den auch erfahrene Bahnmitarbeiter so noch nicht erlebt haben. "Das gab's noch nie", sagt ein Bahnsprecher. Unklar ist bislang, wann und wo die Täter auf den Zug gekommen waren. Der Autozug, der um 16.38 Uhr am Sonnabend in Verona abgefahren war und in Bozen gut zwei Stunden und 15 Minuten später weitere Gäste aufnahm, war fast ausgebucht.

Das Ferienende in Hamburg, das Ende der Haupt-urlaubssaison in Norditalien - viele Senioren und Familien nutzten den Huckepack-Service der Bahn (Slogan: "Autoreisen auf die bequeme Art"). Vermutlich war es in Göttingen, bei einem der wenigen längeren Aufenthalte des Auto-Expresses, wo sich unbekannte Einbrecher den Schutz der Dunkelheit und die Einsamkeit am Rande eines Bahnhofs zunutze machten. Sie schlugen in Serie die Scheiben der von den Schlaf- und Liegewagen am weitesten entfernten Autos ein, durchwühlten darin zurückgelassenes Handgepäck, Handschuhfächer und Taschen.

Sie nahmen nur mit, was leicht zu transportieren und schnell zu verkaufen ist: Bargeld, Schmuck, Telefone, eine Kamera. Selbst Laptops und MP3-Player ließen sie liegen - ein Indiz dafür, dass die Täter nicht über große Transportkapazitäten verfügten. Niemand hörte die Aufbruchgeräusche, niemand sah die Täter.

Erst in Hamburg, als die Autobesitzer von Altona aus die letzte Etappe ihrer Heimfahrt antreten wollten und aus den Liege- und Schlafwagen zu den Autos zurückkehrten, bemerkten sie, was geschehen war.

Bundespolizei-Sprecher Rüdiger Carstens: "Wir müssen jetzt erst mal ermitteln, was tatsächlich alles weggekommen ist." Die Täter waren offenbar sehr wählerisch. In einem Auto sortierten sie sogar den Schmuck. Mitgenommen haben sie nur die wertvollsten Stücke.

Einige der Reisenden berichten, dass der Zug wegen der Zeitumstellung eine Stunde lang in Göttingen gehalten habe - wo die Ermittler den Tatort vermuten. Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis sagt dagegen, der dortige Stopp habe nichts mit der Zeitumstellung zu tun gehabt: "Der Auto-Nachtzug macht regelmäßig Halt auf Bahnhöfen, wäre sonst schon morgens um vier Uhr in Altona." Zu dem Raubzug sagt er: "Noch können wir uns diese Sache auch nicht abschließend erklären." Rätselhaft ist vor allem, woher die Plünderer wussten, wann und wo der Zug seinen nächtlichen Zwischenstopp einlegt. Laut Meyer-Lovis gebe es "unterschiedliche Stopps".

Wer für die Schäden aufkommt, ist noch unklar. Einige der Bahngäste hatten spezielle, von der Bahn für 24 Euro angebotene Versicherungen abgeschlossen. Ob alle Reisenden die Schäden ersetzt bekommen, prüfen jetzt Juristen der Bahn. Mehrere Opfer äußerten Unverständnis darüber, dass die Bahn die Autos bei längeren Stopps offenbar nicht bewache.

Mit einer filmreifen Aktion hat sich ein Bahnreisender (56) die Weiterfahrt mit dem Autozug von Frankreich nach Hamburg gesichert. Der Schwede war am Freitag auf dem Bahnhof Hildesheim aus dem haltenden Zug ausgestiegen, um eine Pfeife zu rauchen und ein Foto seines auf einem Auto transportierten Motorrads zu machen, als der Zug plötzlich wieder anfuhr. Der Mann sprang auf einen Autotransportwagen. Durchgefroren klopfte er an die Tür des Personenabteils. Der Zugführer leitete eine Notbremsung ein. Der Fahrgast aus Schweden muss mit einem Strafverfahren rechnen.