Bei dem Überfall auf eine Videothek an der Ahrensburger Straße half ihm die Maskierung nicht, sein Ex-Kollege wusste gleich, wer vor ihm stand.

Hamburg. Am 25. Juni stürmten Deniz K. (22), bewaffnet mit einer Gaspistole, und sein Freund Florian P. (17) in eine Videothek an der Ahrensburger Straße. Offenbar stellte sich K., der dort kurz gearbeitet hatte, mehr als schusselig an: Stunden vor der Tat hatte er dort Zigarettenblättchen gekauft. "Und er hat sich nicht mal die Mühe gemacht, seine Klamotten zu wechseln. So dämlich muss man erst mal sein", sagt sein Ex-Kollege, der vor Gericht als Zeuge aussagt. Außerdem habe er bei der Flucht das Auto-Kennzeichen notiert.

Rund 500 Euro sollen die beiden bei dem Überfall erbeutet haben. Es ist nicht die einzige Tat, für die sich der Auszubildende seit gestern vor dem Landgericht verantworten muss: Wenige Stunden zuvor soll er mit seinen Freunden Ümid Y. (19) und Florian P. einen Drogendealer überfallen haben. Seinen heranwachsenden Komplizen wird indes vor dem Jugendgericht der Prozess gemacht. "Sie waren bei der Tat erwachsen, für Sie wird es ernst", sagt die Vorsitzende Richterin. Dem vorbestraften Deniz K. drohen mindestens drei Jahre Haft.

Er habe den Dealer angerufen und in die Straße Langenfort bestellt, sagt der Angeklagte. "Dann habe ich ihm sofort die Faust ins Gesicht geschlagen." Mit rund 50 Euro, einem Handy und ein paar Päckchen Marihuana seien sie anschließend geflohen.

Das Geld sollte Florian P. bekommen. "Er brauchte dringend 1000 Euro für eine Führerschein-Nachschulung", sagt K. Bereits am Abend des 24. Juni hätten Ümid Y. und Florian P. deshalb eine Tankstelle überfallen. Den Plan hätten sie auf dem Pausenhof ihrer Berufsschule geschmiedet. An dieser Tat, beteuert der Angeklagte, habe er sich dann aber doch nicht aktiv beteiligt - aus Angst, erwischt zu werden, habe er im Auto gewartet. Weil der bewaffnete Überfall nur 300 Euro einbrachte, hätten sie ihren Raubzug fortgesetzt.

Allzu glaubwürdig wirkt das für die Richterin offenbar nicht. Sie hakt immer wieder nach. Ob er denn nicht doch die Gegend um die Tankstelle ausgekundschaftet habe? Ob der Überfall auf die Videothek wirklich die Idee von Florian P. gewesen sei, wie der Angeklagte behaupte - P. habe nämlich das genaue Gegenteil ausgesagt. "Sie haben dort gearbeitet. Da liegt der Verdacht nahe, dass Sie auch die Idee hatten." Doch K. bestreitet das, vermutet vielmehr ein Komplott seines Ex-Komplizen, der nun einen Sündenbock suche. Er habe schließlich keine Geldsorgen gehabt. "Ich wollte doch nur helfen - und im Auto sitzen, kiffen und mit den anderen abhängen." Das Urteil fällt am Dienstag.