Michael S. muss sich wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Amtsgericht Harburg verantworten.

Hamburg. Er schlug, würgte, bedrohte und nötigte Paulina S. (24) - die Frau, die Michael S. (28) angeblich so sehr liebt, eine zarte Erscheinung, mit der er eine Tochter hat. Paulina S. weint, und ihre Lippen beben. "Demütigend" und "erniedrigend" seien die "feigen" Attacken ihres körperlich überlegenen Partners gewesen, sagt Ulf Panzer, der Vorsitzende Richter. "Ich liebe ihn immer noch", sagt Paulina S.

Gestern musste sich der gelernte Elektriker vor dem Amtsgericht Harburg verantworten - wegen gefährlicher Körperverletzung, auch weil er gegen das Tierschutzgesetz verstoßen hat. Drei Goldhamster hat Michael S. getötet, als er bei einem Streit mit seiner Freundin die Kontrolle verlor. In ihrer Wohnung wuselte damals ein ganzer Pulk der putzigen Wühler herum. Irgendwo musste die Wut hin, da schlug er die Tiere mit Wucht auf den Boden oder schleuderte sie gegen eine Wand. "Eigentlich wollte er mir wehtun, da hat er sich an den Hamstern vergriffen", sagt seine als Zeugin geladene Freundin.

Er vergriff sich aber auch an ihr, Paulina S. Im Sommer hätte er sie beinahe mit einem Kissen erstickt. "Man kann von Glück sagen, dass sie das überlebte", sagt der Staatsanwalt. Ein anderes Mal stieß er sie aufs Sofa, würgte und prügelte sie, danach wollte er "kuscheln". Im Auto schlug er ihren Kopf gegen die Seitenscheibe, fuhr mit ihr zu einem Moor, drohte ihr laut Anklage mit den Worten: "Ich schlage dir dein Gehirn raus und schneid dir den Kopf ab." Zurück in der Wohnung, sollte sie einen Strick und einen Schemel holen. Sie solle sich erhängen, er werde ihr zeigen, wie sie die Schlinge zu knüpfen habe. Der Staatsanwalt: "Das ist Sadismus pur."

Der Richter kann es nicht fassen: "Wie können Sie jemanden lieben und so die Kontrolle verlieren?" Der geständige Angeklagte erklärt seine Ausraster mit seiner damaligen Lebenssituation. "Ich hatte mir im Job zu ehrgeizige Ziele gesteckt." Kleinigkeiten hätten ihn rasend gemacht. Er bereue seine Taten zutiefst, sagt Michael S. Bei Paulina habe er sich entschuldigt. Sie hätten beide geweint und in der Bibel gelesen.

Das Gericht lässt Milde walten, schwächt die gefährliche zur vorsätzlichen Körperverletzung ab und verurteilt S. zu einem Jahr auf Bewährung. Zudem soll er eine Anti-Aggressionstherapie machen. "Wenn Sie Ihre Freundin beleidigen oder bedrohen, widerrufe ich die Bewährung", sagt der Richter. "Allein ihrer Fürsprache ist es zu verdanken, dass Sie nicht in den Knast müssen."

Der Täter und sein Opfer umarmen und küssen sich innigst. Sie wollen als Familie wieder zusammenleben - aber ohne Hamster. Paulina S. hat die übrigen Tiere nach der brutalen Tat im Hinterhof ausgesetzt.