Sie kamen am frühen Morgen: Rund 500 Beamte der Polizei und des Zolls haben am Mittwoch um 6.45 Uhr das Gelände von Blohm + Voss gestürmt.

Hamburg. Sie vollstreckten mehrere Durchsuchungsbeschlüsse. Ziel der Aktion war jedoch nicht das Schiffbauunternehmen, sondern dessen Vertragspartner Jumping Crew. Dieses Unternehmen trägt im Auftrag von Blohm + Voss Korrosionsschutz auf Schiffe auf und hat seinen Sitz an derselben Adresse wie sein Auftraggeber.

Der Verdacht: Jumping Crew soll über ein Geflecht von Subunternehmen Scheinselbstständige, zumeist aus Osteuropa, beschäftigt haben. Insgesamt durchsuchten die Beamten 37 Firmen, Büros und Wohnungen in Hamburg, Stade, Kiel, Bottrop und Dortmund. "Wir ermitteln wegen des Verdachts des Vorenthaltens von Sozialversicherungsbeiträgen", sagt Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers. "Nach bisherigen Erkenntnissen mit großem Eigennutz und großem Umfang." Die Auswertung der Beweise wird noch Monate dauern.

Das Unternehmen habe angegeben, selbstständige Gesellschaften und Einzelpersonen beauftragt zu haben. Tatsächlich, so der Vorwurf, seien die Arbeiter und Unternehmen abhängig von ihrem Auftraggeber. Unter anderem war Jumping Crew auch für einen neuen Anstrich der "Queen Mary II" zuständig. Deren Geschäftsführer Friedrich D. äußerte sich dem Abendblatt gegenüber nicht. Begonnen hatten die Ermittlungen vor einem Jahr. Damals starben bei einem Unfall zwei Arbeiter des Unternehmens, einer wurde verletzt. Den Beamten kam es verdächtig vor, dass nach dem Unfall nur wenige Mitarbeiter auf dem Gelände waren. Offenbar hatten die übrigen die Werft hastig verlassen. (sba)