Auch nach ihrer Operation blieb Christine W. eine Frau mit der Statur eines kräftigen Mannes. Mit ihrer Situation unzufrieden, wurde sie aggressiv.

Hamburg. Jahrelang hatte sie mit der Überzeugung gelebt, im falschen Körper gefangen zu sein. Dann ließ sie sich medizinisch behandeln - in der Hoffnung, jetzt endlich als Frau akzeptiert zu werden. Doch Christine W. blieb Außenseiterin, eine Frau mit der Statur eines großen kräftigen Mannes, eine Frau, die auffällt, aneckt, die von sich glaubt, sie sei "der Sündenbock der Nation". Also schlug sie auf andere ein, auf Passanten, Radfahrer, Polizisten, Frauen, Kinder - wahllos, heftig. Und überschüttete ihre Mitmenschen mit Beleidigungen.

Für diese Taten wurde die 47-Jährige vom Landgericht zu drei Jahren Haft und Unterbringung in der Psychiatrie verurteilt. Die Angeklagte habe "sehr viele Taten begangen", betonte der Vorsitzende Richter. Etliche seien zwar verjährt. "Es bleiben 25, das ist kein Pappenstiel."

Es handele sich um "ausgesprochen aggressive Taten", sagte der Richter. "Sie schlagen zum Teil auch Kinder. Es kann jeden treffen." Ein psychiatrischer Sachverständiger hatte bei der Angeklagten eine "schwere Störung der Impulskontrolle mit paranoiden Zügen" festgestellt. Unter anderem hatte Christine W. einen Radfahrer mit einem schweren Fahrradschloss traktiert und schwer verletzt. "Eine ganz üble Sache", so der Richter.

Die Angeklagte müsse lernen, ihre Aggressivität in den Griff zu bekommen. Deshalb müsse sie in die Psychiatrie und eine Therapie machen. "Und Sie müssen lernen, dass Sie nicht der Sündenbock der Nation sind." Das Gericht sehe, dass die Gewaltakte mit dem schweren Lebensweg zu tun haben. "Aber wir akzeptieren keine Aggressivität. Die Allgemeinheit muss geschützt werden."