Welche Qualen die junge Frau aus Bulgarien in den vergangenen Jahren auszustehen hatte, ist wohl kaum beschreibbar. Am Mittwoch gelang ihr die Flucht aus ihrem Gefängnis - einer Wohnung am Ernst-August-Deich in Wilhelmsburg, in der sie zur Prostitution gezwungen worden war - und führte die Polizei auf die Spur ihrer Peiniger.

Nur leicht bekleidet und vom starken Regen durchnässt, wurde sie völlig verängstigt am Dienstagnachmittag am knapp fünf Kilometer entfernten Hauptklärwerk am Köhlbranddeich von Mitarbeitern aufgegriffen.

Die Klärwerk-Mitarbeiter riefen die Polizei. Das für Milieudelikte zuständige LKA 65 übernahm die Ermittlungen.

Einer ersten Vernehmung zufolge war die 26-jährige Bulgarin unter falschen Versprechungen aus ihrem Heimatland nach Polen gelockt und dort von ihren Landsmännern Anatoli H. (38) und Sibelzhan I. (44) zur Prostitution gezwungen worden. Im August dieses Jahres wurde sie dann in die Wohnung in Wilhelmsburg gebracht, in der sie auch mit ihren Peinigern zusammenleben musste. Immer wieder sei das Opfer durch Schläge dazu gezwungen worden, sich zu prostituieren, sagte eine Polizeisprecherin. Von dem Verdienst ließ man ihr nichts.

Beide Tatverdächtige sind bereits der Polizei bekannt. Einer der beiden war 2006 noch vor der EU-Aufnahme Bulgariens abgeschoben worden. Zudem sind beide bereits wegen verschiedener Milieudelikte bei der Berliner Polizei registriert. Dank der Aussage der 26-Jährigen konnten die Ermittler die Wohnung in Wilhelmsburg ausfindig machen.

Bei der Durchsuchung wurden die gewalttätigen Bulgaren festgenommen. Sie kamen nach ihrer Vernehmung in Untersuchungshaft und müssen sich jetzt wegen Menschenhandels und ausbeuterischer Zuhälterei vor Gericht verantworten.