Die Vorwürfe lauten auf schweren sexuellen Missbrauch von Kindern und die Herstellung und Verbreitung kinderpornografischen Materials. Im Verdacht stehen knapp 136 Personen weltweit, davon 121 in Deutschland, darunter auch zwei aus Hamburg.

Sie sollen Kinder immer wieder sexuell missbraucht haben, sich oder ihre Opfer dabei gefilmt oder fotografiert und - wohl die Mehrheit der Tatverdächtigen - diese Aufzeichnungen massenhaft über das Internet ausgetauscht haben.

Seit Dienstagabend läuft bundesweit eine der größten Durchsuchungs-, Festnahme- und Beweissicherungsaktionen gegen eine deutschsprachige Internet-Gemeinschaft von Pädophilen. Neun Initiatoren wurden bislang festgenommen, 163 Wohnungen und Geschäfte durchsucht, sowie 220 Computer und 17 000 CDs und DVDs sichergestellt. An der Razzia unter Federführung des Bundeskriminalamtes (BKA) in Wiesbaden und der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main waren wohl alle deutschen Landeskriminalämter (LKA) beteiligt. So auch das Hamburger LKA, auch wenn die Hansestadt kein Schwerpunkt der Razzia war.

Nach Angaben der hiesigen Polizeipressestelle, die sich allerdings sehr bedeckt hielt, da die Aktion auch am gestrigen frühen Abend noch nicht beendet war, wurden die Wohnungen zweier möglicher Pädophiler in Barmbek-Süd und Osdorf durchsucht. Im Verdacht stehen ein 46-jähriger Mann aus der Adolph-Schönfelder-Straße und ein 38-Jähriger aus der Tietzestraße.

Die Beamten stellten nach eigenen Angaben umfangreiches Beweismaterial sicher, das in den nächsten Tagen ausgewertet werden soll. Im Gegensatz zu den Verdächtigen aus Hamburg, die weiter auf freiem Fuß sind, wurden in Lübeck und in Bremen zwei Männer festgenommen, die das Netzwerk mit aufgebaut haben sollen. Weitere Festnahmen gab es in Sachsen, Bayern und Nordrhein-Westfalen.

Die Mitglieder des Internetrings hatten eigens Internetforen eingerichtet und sich in mehreren anderen Foren etabliert, über die sie dann sowohl Fotos und Videosequenzen verschickten, sich aber auch über ihre eigenen pädophilen Erfahrungen austauschten. Nach Angaben der Ermittler gingen sie dabei äußerst konspirativ vor.

Nichtsdestotrotz muss es den Beamten gelungen sein, einen Einblick in das Internetgeschehen zu erlangen und so genug Anfangsbeweise für die Razzia zu sammeln.

Bereits Anfang dieses Jahres war das BKA eigenen Angaben nach auf den Kinderpornoring aufmerksam geworden. Noch im Januar waren dann im Auftrag der Frankfurter Staatsanwaltschaft die ersten Tatverdächtigen des Pädophilenrings ermittelt und jetzt mit der koordinierten Durchsuchungsaktion überrascht worden. Zeitgleich griffen Polizeibeamte in sechs weiteren Ländern zu. In der Schweiz, Österreich, Spanien, Bulgarien, Kanada und den USA hatten die Ermittler insgesamt 15 Mitglieder des Kinderporno-Netzwerks ausgemacht.

Allein in Österreich wurden drei Männer festgenommen, wie das österreichische Bundeskriminalamt gestern mitteilte. Sie sollen Kinder in ihrem familiären Umfeld fotografiert und gefilmt haben.

"Die Festnahmen sind ein großer Erfolg im Kampf gegen die Kinderpornografie-Szene", sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke. Bezogen auf den Kampf gegen Kinderpornografie werde es auch in Zukunft vorrangige Aufgabe des Bundeskriminalamtes sein, solche Gruppen zu zerschlagen, sagte Ziercke.