Mit einem Großaufgebot rückte die Polizei gestern Morgen in laut Eigenwerbung “Hamburgs größtem Gentleman-Club“ zur Razzia an.

Hamburg. Dieser Männerbesuch kam überraschend: Mit Unterstützung des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) durchsuchten die Beamten den Nachtklub Relax am Pulverteich (St. Georg). Dessen Betreibern wird vorgeworfen, organisiert und "bandenmäßig" an Steuerhinterziehung im großen Stil beteiligt gewesen zu sein. Bundesweit wurden im Rahmen der Großaktion 60 Bordelle, Klubs und Wohnungen durchsucht. Insgesamt elf Beschuldigte hat die Staatsanwaltschaft ausgemacht. Ihnen wird vorgeworfen, mithilfe von Geldkartenautomaten Geldsummen in bislang völlig unbekannter Höhe an der deutschen Steuer vorbei in die Schweiz verschoben zu haben.

Der Trick klingt erstaunlich einfach. Die Beschuldigten - allesamt im Rotlichtmilieu zu Hause - sollen von einem Finanzdienstleister Kartenlesegeräte abgenommen haben, die nicht in Deutschland registriert und erfasst wurden, sondern in der Schweiz. Auf diesem Weg schmuggelten die Täter nach Erkenntnissen der Ermittler, nahezu täglich Tausende Euro über die Grenze - ohne auch nur einen einzigen Geldkoffer in die Hand nehmen zu müssen.

"Der Schaden ist noch nicht zu überblicken", sagt Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers. Klar scheint jedoch, dass es sich um einen Steuerhinterziehungsfall von beträchtlichem Ausmaß handelt. Nicht umsonst hat die Abteilung für Organisierte Wirtschaftskriminalität die Ermittlungen übernommen. Die weiteren im Rahmen der Aktion durchsuchten Objekte befinden sich unter anderem in Bremen, München und Hannover. Zwei Adressen liegen in der Schweiz.

Heinrich Graf zu Dohna, der Betreiber des Nachtklubs Relax war völlig überrascht von der Razzia. Er kann sich den Verdacht nur so erklären: "Wahrscheinlich hat ein Mitbewerber falsche Beschuldigungen ausgesprochen. Ich versteuere meine Einnahmen in Deutschland, bin mir keiner Schuld bewusst." Deshalb, so der Graf, gehe er auch davon aus, dass sich die Verdächtigungen in Luft auflösten.