Zwei Männer behaupteten, sie könnten Papier in Geld verwandeln. Und zwei andere glaubten ihnen.

Hamburg. Für die türkischen Friseure Mehmet Ö. und Ali A. kamen die zwei Schwarzafrikaner vermutlich gleich hinter Harry Potter: Mit einigen Banknoten und Chemikalien, so versprachen es Eric Q. und Rafael M., könnten sie Wunder wirken und schwarzes Papier in Geld verwandeln.

Eine krause Story, purer Nonsens. Und doch: Die zwei Türken kauften ihnen die Geschichte ab - und waren am Ende fast 200 000 Euro ärmer. Einer der Täter, Eric Q., stand seit gestern wegen gewerbsmäßigen Betrugs und schweren Diebstahls vor dem Amtsgericht St. Georg. Sein Komplize Rafael M., der Drahtzieher, war bereits vor zwei Jahren verurteilt worden. Eric Q. indes hatte sich nach Frankreich abgesetzt. Unbehelligt lebte der mittellose 30-Jährige mit dem ellenlangen Vorstrafenregister in Paris. Dann beantragte er Asyl in Deutschland, wurde kurz nach der Rückkehr im Mai festgenommen.

Vor Gericht will Q. alles gestehen. Anfang April 2007 ködert er die Friseure Mehmet Ö. und Ali A: Sein Freund Rafael M. wolle ihnen Friseurartikel für 500 000 Euro abkaufen, habe aber nicht so viel Geld flüssig. Aber, kein Problem, man könne welches "machen". Da sei "schwarzes Papier", das ließe sich in Geld verwandeln. Statt eines Zauberstabs benötigten sie dafür "Chemikalien". Kostenpunkt: 15 000 Euro. Mehmet Ö. und Ali A. besorgen das Geld. Die Betrüger zeigen ihnen dafür, dass der Hokuspokus funktioniert. Die Gruppe trifft sich in einem Hotelzimmer, mit dabei auch zwei vermeintliche "Chemiker". Unter Schummerlicht erleben die Friseure, wie die "Chemiker" schwarzes Papier mit einem 50-Euro-Schein in eine Schale legen, die "Chemikalie" spritzen - und siehe da: Plötzlich lässt sich die schwarze Patina abrubbeln, darunter: echtes Geld!

Ö. und A. packt die Gier. Damit die wundersame Geldvermehrung funktioniert, benötigten sie Banknoten als eine Art "Katalysator", teilt ihnen Rafael M mit. 168 000 Euro kratzen sie an nur einem Tag zusammen. Sie treffen sich in der Wohnung von Mehmet Ö., wo das Papier und 500-Euro-Scheine schichtweise übereinander gestapelt, gepresst, mit der "Chemikalie" behandelt und in eine Tüte verpackt werden - "dabei war wohl Donnergrollen zu hören", unkt Richter Wegerich. Drei Millionen Euro sollen quasi über Nacht "wachsen", 900 000 davon sollen die Friseure kriegen. Sicherheitshalber verstauen sie die Tüte unter der Waschmaschine. Als sie den Beutel 18 Stunden später öffnen, finden sie darin nur schwarzes Papier - die Diebe hatten das Geld entfernt und waren über alle Berge.

Richter Wegerich mag kaum glauben, was er da hört, spricht von "der unglaublichen Naivität der Geschädigten und ihrer Gier", von einem Fall, der absurder sei als vergleichbare, sogenannte "Wash-Wash"-Tricksereien. Ähnlich abwegig, sagt die Verteidigerin, sei es, zu glauben, dass man mit einer Voodoo-Puppe einen Menschen töten könne. Trotz schwieriger Sozialprognose und Bedenken der Anklage verurteilt das Gericht Q. zu zwei Jahren auf Bewährung. Und das ist fast ein kleines Wunder.