14 Peterwagen rasen hinter den Einbrechern her, die auf der Gegenspur der Autobahn flüchten. Einer der Täter springt 10 Meter in die Tiefe.

Hamburg. Die Holsten-Stube auf Finkenwerder ist eine dieser urigen Gaststätten, in der die Zeit stillzustehen scheint. Hinter dem Tresen eine resolute, aber herzliche Bedienung. Auf den Tischen stehen Aschenbeche, und bereits am Vormittag kommen Stammgäste auf ein Bierchen vorbei. Keine Lokalität, in der viel Geld zu holen ist. Letzteres schien Afrim I. (34), Bekim B. (35) und einem weiteren Komplizen offenbar egal zu sein. Am frühen Montagmorgen brachen sie in die Kneipe an der Ecke Neßdeich/Butenwarf ein und brachen Spielautomaten auf. Anschließend lieferte sich das Trio eine hollywoodreife Verfolgungsfahrt mit 14 Streifenwagen. Sie endete mit einer Geisterfahrt auf der Autobahn und einem Zehn-Meter-Sprung von der A 7.

Gegen 4.50 Uhr wachte der 39 Jahre alte Inhaber der Holsten-Stube auf. Er hatte sich in einem Nebenzimmer des Schankraums hingelegt. So wie er es immer macht, wenn es mal länger geworden ist. Ein Geräusch hatte ihn geweckt. Drei Männer hatten die Eingangstür aufgebrochen und machten sich an den drei Spielautomaten zu schaffen. Während das Trio Münzen und Scheine aus den Automaten zusammenraffte, rief der 39-Jährige unbemerkt die Polizei.

Doch als die am Tatort eintraf, waren die drei Einbrecher mit ihrer Beute bereits in den neuen silberfarbenen 5er BMW von Afrim I. gestiegen und fuhren in Richtung Finkenwerder Straße. Dort kam ihnen ein weiterer Peterwagen entgegen. Als I. ihn sah, gab er Vollgas. Inzwischen waren mehrere Streifenwagenbesatzungen alarmiert. Am Ende machten sich insgesamt 14 auf die Jagd nach den Einbrechern.

Der 34 Jahre alte Fahrer raste über mehrere rote Ampeln. Am Finkenwerder Ring versuchten Polizisten, ihn auszubremsen. Doch mit waghalsigen Fahrmanövern gelang es Afrim I. erneut zu flüchten. Kurz darauf fuhr er wieder auf die Finkenwerder Straße - diesmal auf der Gegenfahrbahn. Von dort aus lenkte er seinen BMW schließlich auf das Ende der Abfahrt Waltershof/Finkenwerder der Autobahn 7, die in Richtung Elbtunnel führt. I. und seine Komplizen kurvten schließlich als Geisterfahrer auf der Ausfahrt nach Süden.

Als der 34-Jährige schließlich am Anfang der Abfahrt angekommen war, versuchte er zu wenden. Dabei musste ein entgegenkommender Lkw-Fahrer derart stark bremsen, dass sein Sattelzug ins Schlingern geriet. Eine Streifenwagenbesatzung, die den Einbrechern auf die A 7 hinterhergefahren war, reagierte prompt und rammte den BMW an der rechten Seite, um einen möglichen Unfall mit dem Gegenverkehr zu verhindern. Auch jetzt wollte Afrim I. nicht aufgeben und versuchte zu entkommen. Doch der Polizist rückte den BMW mit seinem Peterwagen gegen eine Mauer.

Schließlich stiegen I. und einer seiner Komplizen aus dem Wagen und rannten zu Fuß weiter. Als einer der beiden in seine Jacke griff, gab ein Beamter einen Warnschuss ab. Kurz darauf klickten bei Afrim I. und Bekim B., der im Wagen sitzen blieb, die Handschellen. Nur dem bislang unbekannten Komplizen gelang die Flucht. Er stieg über die Brüstung der Autobahn und sprang rund zehn Meter in die Tiefe. Offenbar überstand er den Sprung unverletzt. Ihm gelang die Flucht. Die Polizei fand ihn trotz des Einsatzes der Wärmebildkamera im Hubschrauber "Libelle" nicht.

Die Polizei fand im BMW die gestohlenen Münzen und Geldscheine im Wert von wenigen hundert Euro. Gegen 6.40 Uhr wurde der Wagen schließlich abgeschleppt. Bis dahin hatte sich ein rund neun Kilometer langer Stau in Richtung Norden gebildet. Die Festgenommenen sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. Ermittler der Kripo untersuchen nun, ob weitere Einbrüche auf das Konto des Trios gehen.