Anwohner bemerkten die Flammen mitten in der Nacht. Der Staatsschutz ermittelt. Sechster Anschlag innerhalb von zehn Monaten.

Hamburg. Erneut haben Unbekannte in Hamburg ein Fahrzeug des Energieversorgers Vattenfall in Brand gesetzt. Gegen 1.20 Uhr in der Nacht ging ein VW-Bus mit blau-orangefarbenen Aufklebern und Schriftzügen des schwedischen Konzerns an der Straße Steinacker (Eidelstedt) in Flammen auf. Die Polizei vermutet einen politisch motivierten Hintergrund. "Wir gehen von einem Brandanschlag aus", sagt Polizeisprecherin Ulrike Sweden. Die für diese Art von Delikten zuständige Staatsschutzabteilung des LKA hat die Ermittlungen übernommen. Ein Bekennerschreiben liegt noch nicht vor. Es war bereits der sechste Anschlag auf Fahrzeuge des Stromerzeugers innerhalb von zehn Monaten.

Anwohner hatten den Feuerschein an der Eidelstedter Wohnstraße bemerkt. Die sofort alarmierte Feuerwehr hatte die Flammen schnell im Griff. Die Kripo sicherte Spuren - und schnell war klar, dass das Fahrzeug nicht wegen eines technischen Defekts derart schweren Schaden genommen hatte. Im vorderen Bereich des VW-Busses hatten der oder die Täter Brandbeschleuniger verschüttet oder ausgelegt und angezündet. Der Wagen hat nur noch Schrottwert. Für den Staatsschutz begann noch in der Nacht die Suche nach den Urhebern des Feuers. In der Nähe des Tatorts griffen die Beamten einen jungen Mann auf, der sich offenbar verdächtig verhielt. Nach einem kurzen Verhör ließen sie ihn jedoch wieder laufen. Er kam als Brandstifter nicht infrage.

Menschen oder andere Fahrzeuge kamen bei der Tat in der Nacht zu Dienstag nicht zu Schaden. Ein Bekennerschreiben lag gestern Abend noch nicht vor. Doch die Kripo ist sicher, dass auch diese Brandstiftung auf das Konto Autonomer geht. Sie zeichneten in der Vergangenheit immer wieder für derartige Anschläge verantwortlich. Seit Mitte der 90er-Jahre brannten in Hamburg knapp 20 Autos hochrangiger Politiker, Manager und Wagen politisch missliebiger Firmen. Betroffen waren Senatoren, Staatsräte, der ehemalige Hochbahn-Chef Günter Elste. Auch die Wagen des früheren Affinerie-Chefs Werner Marnette und von "Bild"-Chef Kai Diekmann gingen bereits in Flammen auf.

Im Jahr 2008 gerieten die Wagen von Vattenfall ins Visier der Brandstifter. Die ersten Taten standen in zeitlichem Zusammenhang mit damals bevorstehenden Castor-Transporten nach Gorleben. Im Juli dieses Jahres wurden im Vorfeld des Schanzenfestes mehrere private Pkw angezündet. Diverse Autos des Paketzulieferers DHL wurden in Brand gesetzt, nachdem die Post-Tochter bekannt gab, dass sie mit der Bundeswehr zusammenarbeitet.

Bei den meisten Anschlägen dieser Art gab es im Anschluss Bekennerschreiben immer wieder neuer Gruppen. Kripo-Experten sehen zwischen ihnen nur wenig feste Zusammenhänge. In Berlin ist das Problem noch weitaus größer: Allein in diesem Jahr wurden 267 (zumeist Luxus-)Autos durch Brandstiftung schwer beschädigt oder zerstört. Auch dort sind die Täter meist nicht zu fassen.