Polizei fasst Gelegenheitsarbeiter (32) auf der Flucht. Er gesteht zehn Taten, die er in einem Monat verübt haben soll. Sein Motiv: Geldnot.

Hamburg. Hildegard S. ist jemand, den man landläufig als rüstig bezeichnen würde. Die 84 Jahre alte Seniorin lebt seit 50 Jahren in einem schmucken Haus mit gepflegtem Garten in Heimfeld. Die täglichen Dinge des Alltags erledigt sie ohne Hilfe. Es grenzt fast an ein Wunder, dass dies auch so bleiben wird. Am Montagvormittag wurde sie Opfer eines Räubers. Arthur G. (32) riss derart heftig an ihrer Handtasche, dass ihre linke Hand durch ein riesiges Hämatom blau angelaufen und fast doppelt so dick ist wie vorher. Wäre die Seniorin gestürzt, sie hätte sich schwer verletzt.



Hildegard S. ist das vorerst letzte Opfer des 32-Jährigen. Einen Monat lang hat er Hamburgs Süden unsicher gemacht. Mindestens zehn Frauen hat er überfallen. Einige davon verletzte er dabei. Jetzt hat die Polizei den Serientäter festgenommen. Begonnen hatte die Serie Ende Juni am Schüslerweg. Immer wieder suchte der Mann seine Opfer in Eißendorf, Heimfeld, Langenbek, Sinstorf, im Stadtteil Harburg und in Moorburg. Seine Opfer waren Frauen im Alter von 58 bis 86 Jahren. Seine Beute betrug jeweils 30 bis 130 Euro.


Nach dem Überfall auf Hildegard S. rannte der 32-Jährige in eine nahe Grünanlage und raste mit einem Motorroller fort. Von zu Hause aus rief die 84-Jährige die Polizei. In Hausbruch stellten die Beamten den Täter. Was er nicht wusste: Die Polizei hatte sich ohnehin schon in der Gegend auf die Lauer gelegt. In seiner Vernehmung gestand er insgesamt zehn Überfälle. Als Motiv gab der Gelegenheitsarbeiter Geldsorgen an.


Kurz darauf brachte ein Beamter die Handtasche, die Arthur G. in ein Gebüsch geschleudert hatte, der Seniorin nach Hause. "Ich wäre dem vor Freude fast um den Hals gefallen", sagt die 84-Jährige. Ihre 70 Euro sind zwar verschwunden, aber dafür hat sie ihre Papiere wieder.


Angst, auf die Straße zu gehen, habe sie nicht, erzählt Hildegard S. "Ich habe im Krieg schon Schlimmeres erlebt." Was sie aufrege, sei allerdings das Motiv. "Wenn der kein Geld hat, soll er arbeiten gehen oder das Trinken lassen." Und was wäre eine gerechte Strafe? "Das Gefängnis bringt doch nichts. Der soll uns allen den Schaden ersetzen."