Sie hatte das erste Ausbildungsjahr fast hinter sich und hätte bald als seriöse Bankangestellte arbeiten können. Doch Cansu G. (22) entschied sich für einen anderen Weg. Einen Weg, der direkt ins Gefängnis führt.

Die Auszubildende half ihrem Freund und zwei weiteren Komplizen, ihre eigene Filiale der Dresdner Bank an der Osdorfer Landstraße zu überfallen. Zwei Wochen nach der spektakulären Tat hat die Polizei die Täter überführt.

Es war kein typischer Überfall, bei dem die Täter einfach nur in eine Bank rennen. Diese Täter dachten, sie hätten einen klugen Plan. Sie hatten die Idee, sich mit der Bankangestellten zu verbünden und sie am Ende wie ein Opfer aussehen zu lassen. Doch die Legende fiel in sich zusammen.

Am 10. Juli schlossen die Angestellten die Filiale an der Osdorfer Landstraße für die Mittagspause ab, gingen in die Küche, machten Pause. Cansu G. sagte ihren Kollegen, dass sie sich etwas zu Trinken holen wolle und ging in den Kundenbereich der Bank. Doch tatsächlich öffnete sie, wie mit ihren Komplizen verabredet, die Tür zum Personaleingang. Daraufhin stürmten ihr Freund Gökhan A. (26) und zwei weitere Männer (20, 22) die Bank. Sie fesselten den Filialleiter (48) und einen Kollegen (43) mit Klebeband und Kabelbindern an die Stühle in der Küche. Zum Schein zwangen sie die Auszubildende, die Kasse zu öffnen. Als ihr das nicht gelang, musste ihr ein Kollege erklären, was sie zu tun hatte. Die Räuber rafften gut 3700 Euro zusammen und flüchteten durch den Notausgang. Vorher fesselten sie die 22-jährige Komplizin noch mit Kabelbindern an eine Tür.

Kurz darauf gelang es dem Filialleiter, sich zu befreien und den Alarm auszulösen. Cansu G., die ihren Freund nicht mal ein halbes Jahr kannte, spielte bei der Vernehmung durch die Polizei weiter ihre Rolle als Opfer. Was sie nicht ahnte: Die Ermittler fanden Widersprüche zwischen ihrer Aussage und den Bildern der Überwachungskamera. Parallel verfolgten sie eine weitere heiße Spur. Ihr Freund hatte die Haube, mit der er sich maskiert hatte, auf der Flucht weggeworfen. So kamen die Fahnder an seine DNA. Und tatsächlich landeten sie damit bei dem Abgleich mit der Datenbank einen Treffer. Der 26-Jährige ist polizeibekannt, hatte deshalb eine Speichelprobe abgeben müssen. Schnell fanden die Beamten heraus, dass die beiden ein Paar waren. Am Donnerstag wurden sie festgenommen.

Cansu G. legte ein Geständnis ab - ihre letzte Chance auf eine milde Strafe. Gegen das Paar und die beiden Komplizen sind Haftbefehle erlassen worden.