Auf das Konto der Bande sollen mehr als 50 Taten in Deutschland und Österreich gehen.

Sie kennen sich seit vielen Jahren, gingen zusammen zur Schule und zum Militär. Sie sind eine eingeschworene Gemeinschaft und stammen aus der Stadt Uzice in Serbien. Seit 2003 überfallen sie Juweliere in Deutschland und Österreich. Es heißt, dass mehr als 50 Taten auf ihr Konto gehen. Vor zwei Jahren gelang drei Mitgliedern der Bande der spektakuläre Raub bei Uhren-Becker im Alstertal-Einkaufszentrum (AEZ). Dabei erbeuteten sie Uhren im Wert von fast einer Million Euro. Jetzt hat die Hamburger Polizei zwei der Täter ermittelt. Branco Simic (21) und Nenad Tomic (21) werden per internationalem Haftbefehl gesucht. Der dritte ist noch unbekannt.

Die Bande hatte ihre Tat am 13. Juni 2007 minutiös vorbereitet. Als Waldarbeiter getarnt, hatten die Männer zunächst die Zufahrten des Alsterwanderwegs mit Baumstämmen blockiert, um die Polizei daran zu hindern, sie mit Streifenwagen auf der Flucht zu verfolgen. Wochen zuvor hatten sie in Wandsbek zwei Piaggio-Motorroller gestohlen - die späteren Fluchtfahrzeuge. Und sie waren vorsichtig. Wie die Polizei später herausfand, hat das Trio sein Vorhaben, die Juwelier-Filiale schon am Vortag zu überfallen, abgebrochen. Offenbar waren die drei gestört worden.

Am Tattag ging dann alles sehr schnell. Kurz nach der Öffnung um 10 Uhr stürmten die drei das Geschäft. Einer der Männer hielt einer Angestellten eine silberfarbene Pistole vor das Gesicht. "Dawai! Dawai!", schrien sie auf Russisch, was so viel heißt wie "zack, zack". Dann schlugen zwei der Männer mit Vorschlaghämmern, an deren flachen Seite sie Metalldorne angeschweißt hatten, die Vitrinen ein. Anschließend rafften sie vor allem Luxusuhren der Marken Rolex, Jeager Le Coultre, TAG Heuer und Glashütte zusammen. Einzelstücke hatten einen Wert von mehr als 30 000 Euro. Die Männer kannten sich aus. Uhren der Marke Baume & Mercier, die lediglich 1500 Euro kosten, ließen sie zurück. Ihre Beute, rund 150 Uhren, stopften sie in Umhängetaschen. Der Wert: fast eine Million Euro. So viel wie noch nie bei einem derartigen Überfall in Hamburg.

Nach drei Minuten war der Spuk vorbei. Das Trio rannte durch das AEZ. Eine Notausgangstür hatten sie mit einem Keil festgestellt. Auf dem Parkplatz sprangen sie auf ihre bereitgestellten Motorroller. Zuvor hatten sie noch eine selbst gebaute Rampe an einen Bordstein gelegt, um so ohne Zeitverlust auf den Alsterwanderweg rasen. Am Wellingsbüttler Weg stellten sie die Roller ab. Dort verlor sich die Spur der Räuber.

Auf das Konto der Uzice-Bande, deren genaue Größe den Ermittlern bislang unbekannt ist, geht ein weiterer brutaler Überfall im österreichischen Eisenstadt. Im November 2005 erbeuteten sie dort auf ähnliche Weise 64 Uhren im Wert von 400 000 Euro. Ein damals 22 Jahre alter Uhrmacher rannte den Männern hinterher. Einer der Täter zog eine Waffe und schoss dem jungen Mann ins Gesicht. Er wurde lebensgefährlich verletzt, ist seither vom Kopf abwärts gelähmt.

Unterdessen haben die Hamburger Fahnder mehrere Banden-Mitglieder identifiziert. Unter anderem den 21 Jahre alten Branco Simic. Er wurde am 9. Mai bei der Einreise von Serbien nach Bosnien festgenommen. Nach nur einer Nacht im Gefängnis gelang ihm die Flucht. Offenbar waren die Wärter daran beteiligt. Sie hatten die Türen nicht abgeschlossen. Ein Zeichen dafür, wie groß die Macht der Bande aus der 54 700-Einwohner-Stadt Uzice ist.

Weitere Komplizen wurden in Hamburg festgenommen. Wie erst jetzt bekannt wurde, sind es bislang vier. "Sie haben Überfälle in der Hansestadt vorbereitet", sagt Jörg Schröder, stellvertretender Leiter der zuständigen Dienststelle Strukturermittlungen. Als Haupttäter im AEZ-Fall kommen sie zwar nicht infrage. Sie haben bei anderen Taten unter anderem Fluchtfahrzeuge gestohlen. Unter diesen Komplizen befindet sich ein 25-Jähriger. Er wurde inzwischen zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Hinweise auf die beiden noch flüchtigen Männer an die Tel. 428 65 67 89. Es sind 5000 Euro Belohnung ausgesetzt.