Sonnabend 2 Uhr, Parkplatz Großmoorring: Ein Schuss hallt durch die Nacht. Erdogan A. sackt neben seinem Wagen zusammen. Er bleibt regungslos am Boden liegen.

Blut läuft unter seinem Körper auf den Asphalt. Die Kugel hat ihn im Rücken getroffen. Der 38-Jährige ist lebensgefährlich verletzt. Angestellte aus dem an der anderen Straßenseite gelegenen Saunaklub eilen herbei. Sie haben den Schuss gehört, alarmieren die Polizei und einen Notarzt. Der Parkplatz am Großmoorring in Harburg-Neuland füllt sich mit Menschen. Alle wollen wissen, was passiert ist. Niemand hat etwas gesehen. Noch vor wenigen Minuten war hier keine Menschenseele - außer Erdogan A., der in seinen Wagen steigen wollte, und der Unbekannte, der Erdogan A. auflauerte und ihn niederschoss.

Der Notarzt bringt Erdogan A. ins AK Harburg. Dort wird er notoperiert. Sein Zustand stabilisiert sich nach der OP. Vorerst bleibt er jedoch auf der Intensivstation liegen.

Nach der Schießerei vor dem Saunaklub Atmos in der Nacht zu Sonnabend war der unbekannte Schütze auch gestern noch auf der Flucht. Bis er gefasst wird, bleibt das Motiv der Tat im Dunkeln. Doch die Ermittlungen der Polizei konzentrieren sich bereits auf einen Ansatz: Neben der Mordkommission hat die Abteilung Milieudelikte im Landeskriminalamt (LKA 65) die Ermittlungen übernommen. "Die Dienststelle verfolgt zahlreiche Spuren", sagte Polizeisprecherin Ulrike Sweden.

Erdogan A. ist bei der Polizei kein unbeschriebenes Blatt. Er arbeitet als Zuhälter und Drogenhändler in großem Stil, hat unter anderem Verbindungen zur Rotlichtgröße Musa A. (41), der gerade zum wiederholten Male in U-Haft sitzt. Musa A. muss sich wegen Menschenhandels zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung verantworten. Er soll eine 16-Jährige als Prostituierte beschäftigt haben.

In der Nacht zu Sonnabend soll Erdogan A. das Atmos für eine Stunde besucht haben. Er soll sich dort mit Bekannten unterhalten haben. Gegen 2 Uhr verließ er den Klub. Er überquerte die Straße und lief auf dem Parkplatz zu seinem Wagen (VW Touareg). Die Polizei bittet Zeugen, die verdächtige Beobachtungen gemacht haben, sich unter Tel. 428 65 67 89 zu melden.