Für einen Mann verließ Alexander E. Frau und Kind. Schließlich stach er den Geliebten nieder - aus Eifersucht?

Am Ende plünderte er sogar das Konto seines sechs Jahre alten Sohnes. 1500 Euro waren es, die Alexander E. an jenem Tag dringend brauchte, um seinen Liebhaber bei Laune zu halten. Nach fast 150 000 Euro, die er schon in die Beziehung investiert hatte. So viel Geld, so viel Leidenschaft, so viel Hingabe. Und dann so viel Gewalt? War es ein geplantes Verbrechen aus Rache und Eifersucht, als der 42-Jährige schließlich auf seinen Geliebten einstach und ihn so schwer verletzte, dass das Opfer nur durch eine Notoperation gerettet werden konnte? Oder war es ein Versehen, eine Tat in einem Moment, als er "wie weg" war, wie der Geschäftsmann behauptet? Zwölf Tage lang war Alexander E. nach der Messerstecherei auf der Flucht, bis er am 23. Dezember vergangenen Jahres in der Hamburger City festgenommen werden konnte. Gestern begann der Prozess gegen den 42-Jährigen vor dem Schwurgericht.

"Ich wollte ihn niemals umbringen", sagt der Angeklagte unter Tränen im Prozess über den 31 Jahre alten Suttichai G. "Es tut mir leid, dass ich ihn so schwer verletzt habe." Der leitende Angestellte, ein groß gewachsener dunkelhaariger Mann, weist energisch den Vorwurf der Staatsanwaltschaft zurück, dem 31-Jährigen gezielt aufgelauert und mit den Messerstichen vom 11. Dezember einen versuchten Mord begangen zu haben. Ferner ist Alexander E. angeklagt, seinen Liebhaber vier Wochen zuvor mit zwei Küchenmessern und einem Brecheisen bedroht und ihn vergewaltigt zu haben. Nach den Messerstichen war der 42-Jährige tagelang auf der Flucht. Trotz der laufenden Fahndung versuchte er später noch, in einem Hamburger Krankenhaus zu seinem früheren Geliebten vorzudringen. Die Polizei ging damals davon aus, dass er den 31-Jährigen unbedingt töten wollte. Doch Alexander E. sagt jetzt vor Gericht vielmehr, er habe sich am Bett des Opfers der Polizei stellen wollen. Auch die Vergewaltigung bestreitet er. "Wir wollten beide den Sex." Ihm drohen bis zu 15 Jahre Haft.

Im Juli 2007 hatte Alexander E. den Thailänder kennengelernt - eine Begegnung, die sein Leben radikal veränderte. Er, bis dahin braver Familienvater und als leitender Angestellter eines Unternehmens in ganz Europa unterwegs, vernachlässigte seine Arbeit. Und verließ zeitweise seine thailändische Frau und sein Kind, um mit dem Mann zusammenzuleben. "Es war eine völlig neue Welt für mich." Allerdings habe ihn gestört, dass Suttichai G. weiter für einen Escort-Service gearbeitet und zudem ständig Geld von ihm verlangt habe. Immer wieder hätten sie sich getrennt und doch wieder Kontakt aufgenommen. "Er ist schon ein schmuckes Kerlchen", sagt Alexander E. über den 31-Jährigen. Es habe von beiden Seiten "eine Art Hörigkeit" bestanden. "Vielleicht war es auch Hassliebe", meint der Angeklagte. Er habe immer wieder auf eine Aussprache gedrängt. "Ich wollte, dass er mir ins Gesicht sagt, dass es aus ist." Deshalb habe er den Mann bis nach Hamburg verfolgt. Jetzt solle sein Leben jedoch wieder in geordneten Bahnen verlaufen: "Ich will nur noch mit meiner Frau und meinem Sohn zusammen sein und arbeiten und mit meiner Familie glücklich sein." Der Prozess wird fortgesetzt.