Im sogenannten “Rolexbande“-Prozess um einen brutalen Raubüberfall auf einen Hamburger Juwelier im Jahr 2004 hat es eine überraschende Wende gegeben.

Das Landgericht hob den Haftbefehl gegen den 37 Jahre alten Angeklagten auf. Gegen den Mann bestehe kein dringender Tatverdacht mehr, sagte der Vorsitzende Richter. Auf einem Beweisfoto, das den Angeklagten angeblich vor der Tat mit seinen mutmaßlichen Komplizen zeige, sei wohl jemand anderes zu sehen. "Es besteht die konkrete Möglichkeit, dass diese Person anstelle des Angeklagten die Tat begangen hat." Das Verfahren gegen den Mann läuft zunächst allerdings noch weiter. Um wen es sich bei dem Mann auf dem Foto nun tatsächlich handelt, soll jetzt abschließend ein neues Gutachten klären. Der Angeklagte war im Januar 2009 festgenommen worden, ist seitdem in Haft.

Drei bewaffnete Täter erbeuteten bei dem Überfall vor fünf Jahren Luxusuhren im Wert von rund 36 000 Euro. Der Raub gehörte zu einer bundesweiten Serie. Auf den 37-Jährigen waren die Ermittler durch ein Foto eines Touristen gestoßen, der die Täter kurz vor dem Überfall zufällig in der Nähe fotografiert hatte. Zwei der Räuber konnten so identifiziert und festgenommen werden. Sie wurden bereits in anderen Städten verurteilt. Bei ihnen fanden sie eine Jacke, die der noch unbekannte dritte Täter auf dem Bild getragen hatte - und daran waren DNA-Spuren des Angeklagten. Der 37-Jährige hatte stets seine Unschuld beteuert. Er habe sich bei den beiden anderen in Hamburg aufgehalten, die Stadt aber vor dem Überfall verlassen. Diese Version stützte ein als Zeuge geladener Busunternehmer. Nach dessen Unterlagen fuhr der Angeklagte vor der Tat tatsächlich mit einem Bus nach Tallinn in Estland. (neh/lno)