Stanislav L. (27) muss sich wegen schweren Raubes vor dem Landgericht verantworten. Die Täter hatten es auf Uhren wie Cartier, Rolex und andere Luxusmarken abgesehen.

Hamburg. Es waren Uhren der oberen Preisklasse, die die Bande lockte: Auf Cartier, Rolex und andere Luxusmarken hatten die Täter es abgesehen, als sie serienweise einst in Hamburg Edel-Juweliere überfielen. Erstmals steht jetzt in Hamburg eines der mutmaßlichen Mitglieder der Rolex-Bande vor Gericht. Der 27 Jahre alte Stanislav L. muss sich derzeit wegen schweren Raubes vor dem Landgericht verantworten. Er wurde lange per europäischem Haftbefehl gesucht und im

Januar 2009 in Schweden gefasst. Jetzt wurde er nach Deutschland ausgeliefert.

Es geht um den Überfall am30. August 2004. Mehrere Täter, vermummt und bewaffnet, stürmten nachmittags ein Juweliergeschäft am Neuen Wall. Mit einem Vorschlaghammer zertrümmerten sie eine Schmuckvitrine. Daraufhin flüchtete die Gruppe mit 14 Luxus-Uhren im Wert von rund 36 000 Euro. Ein Wachmann wurde bei dem Überfall niedergeschlagen, Kunden wurden mit einer Waffe bedroht.

Der Coup war einer von mehreren Überfällen jener Bande, die in Hamburg und anderen Städten agierte. Ein Mitglied dieser Gruppe wurde bereits in Berlin zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, unter anderem wegen des Raubüberfalls am Neuen Wall. Er hatte Stanislav L. als Mittäter massiv belastet.

Schwerer Raub wird Stanislav L. nun in Hamburg vorgeworfen. Er möchte erst mal ein paar Tage Zeit haben, um die Akte zu studieren, sagt der bullige Mann im Prozess.

Der Angeklagte, der mit dem Hammer die Schmuckvitirine zerstört haben soll, hält sich für unschuldig. "Ich habe mit diesen Verbrechern überhaupt nichts zu tun", sagt er. Er erzählt eine verzwickte Geschichte. Er sei im August 2004 in Hamburg gewesen, um ein Auto zu kaufen - aber nicht am Tattag. 3000 Euro Bargeld hatte er für den Autokauf bei sich. "Das Geld habe ich mir damals von meiner Freundin geliehen", sagt er. Kurz vor seinem Hamburg-Besuch war er in Schweden aus dem Gefängnis entlassen worden. Er hatte wegen eines Raubüberfalls eine Strafe abgesessen. "Da hat man mich mit hineingezogen", winkt er ab, als der Vorsitzende fragt, ob der Angeklagte bei dem Raub in Schweden mitgemacht habe.

Im Hamburger Fall wiegen die Indizien der Anklage gegen Stanislav L. schwer: Auf einer Jacke, die dem Angeklagten von der Staatsanwaltschaft zugeordnet wird, sind seine DNA-Spuren. Diese Jacke ist auch auf einem Foto zu sehen, das eine Überwachungskamera des Juweliergeschäftes am Neuen Wall während des Überfalls aufgenommen hatte.

Stanislav L. soll mit hoher Wahrscheinlichkeit einem Gutachten zufolge auch auf einem Foto zu sehen sein, dass ein Tourist am Tattag schoss, unweit des Neuen Walls. Der Angeklagte schaut es sich kurz an. Das sei er nicht, "das erkennt man doch". Auch sein Anwalt sagt, dass sein Mandant nicht auf dem Bild sei. Das sehe man an der Nasenform.

Die Frage zu der Jacke aus seinem Besitz, die unmittelbar in Tatortnähe mit seinen DNA-Spuren gefunden wurde, beantwortet Stanislav L. geduldig. "Die gehört meiner Freundin." Entweder habe er sie im Hotel damals gelassen, bevor er mit dem Bus nach Estland zurückfuhr, oder er habe sie einem Kumpel geliehen. Der Vorsitzende zeigt Humor, sagt: "Dann können wir uns jetzt aussuchen, wie es war."

Der Prozess wird fortgesetzt, er ist vorerst bis Juni terminiert.