Hamburg. Es ist wie im Prozess um den größten deutschen Kokainfund aller Zeiten, der vor wenigen Monaten mit Strafen von bis zu 12,5 Jahren endete: Die Sicherheitsvorkehrungen sind streng, Zuschauer werden durchsucht. Die ungewöhnlich rigorose Risikovermeidung der Justizbeamten hat einen guten Grund: Einer der drei seit gestern vorm Landgericht angeklagten Männer befindet sich im Zeugenschutzprogramm. Drei LKA-Beamte sichern den Gerichtssaal ab, bevor Samuel O., 47, zum Prozessauftakt erscheint.

Die wegen Geldwäsche und Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz angeklagte Dreierbande gilt als subalterner Teil eines Netzwerks internationaler, von Paraguay aus operierender Kokainhändler. Während über die Hintermänner wenig bekannt ist, machte ihr deutscher Brückenkopf im April 2010 bundesweit Schlagzeilen. Die sechsköpfige Hamburger Bande, von den Ermittlern "Los Paraguayos" getauft, hatte erfolglos versucht, die Rekordmenge von 1,2 Tonnen Kokain nach Deutschland zu schmuggeln. Als ein Schiff aus Paraguay den hochreinen, in Holzbriketts versteckten Stoff am 5. April in den Hamburger Hafen brachte, schlugen die Fahnder zu.

Einer der aktuell Angeklagten war laut Staatsanwaltschaft von den "Los Paraguayos" beauftragt worden, eine Tonne des Kokains beiseitezuschaffen. 200 000 Euro soll er dafür erhalten haben. Zudem, so die Anklage, halfen Adalberto H., 30, Claudio S., 26, und Samuel O., neun Kilogramm Kokain nach Hamburg zu schmuggeln. Der Stoff kam per Luftfracht - versteckt im Hohlraum einer Kaffeemaschine. Um weitere Geschäfte abzuwickeln, sollen Samuel O. und Adalberto H. 220 000 Euro und fünf Autos im Wert von 60 000 Euro nach Paraguay transferiert haben. Insgesamt agierte die Bande glücklos - so scheiterte auch ihr Plan, einen paraguayanischen Botschaftsangehörigen als Drogenkurier anzuwerben.

Samuel O. erlebte sein persönliches Fiasko am Hamburger Flughafen. Um einer Körperkontrolle zu entgehen, bat er Mitarbeiter des Roten Kreuzes, ihn im Rollstuhl zum Abflugterminal zu bringen - er laboriere an einer schlimmen Knieverletzung. Die Scharade schützte ihn nicht: Zollbeamte fanden an seinem Körper und im Handgepäck 88 400 Euro, die aus dem Verkauf von Kokain stammten. Das Gericht will nun die Möglichkeit einer verfahrensverkürzenden Absprache prüfen.