Die Jugendlichen sollen zwei Wagen in ihrer Nachbarschaft angezündet haben. Sie hatten Grillanzünder dabei

Farmsen-Berne. Sie sind jung, sie sind als Gruppe aktiv und sie wohnen in der Nähe der Tatorte. Die drei mutmaßlichen Autobrandstifter im Alter von 17 bis 19 Jahren, die Zivilfahnder in der Nacht zu Montag in Farmsen-Berne festgenommen haben, passen perfekt in jenes Bild, das die Polizei von dieser speziellen Tätergruppe gezeichnet hat. Mit dieser vorläufigen Festnahme gelang der Polizei darüber hinaus der zweite Fahndungserfolg innerhalb von einer Woche.

Es sei zwar noch zu früh, um von einem "Durchbruch" zu sprechen, dennoch könnten die Festnahmen zu einer Verunsicherung bei den potenziellen Tätern führen, so die Polizei. In dem konkreten Fall waren die drei Verdächtigen, darunter eine 19-Jährige, in der Nähe der Tatorte aufgefallen. Um 23.16 Uhr hatten Anwohner die Feuerwehr gerufen, weil ein Toyota am Farenlandstieg brannte. Die Spuren wiesen darauf hin, dass Brandbeschleuniger benutzt worden war. Einer Streifenwagenbesatzung, die zu dieser Zeit zu einem anderen Einsatz unterwegs war, fiel der Fahrer eines Ford Fiesta auf, der mit überhöhter Geschwindigkeit aus Richtung des Brandortes kam. Eine Beobachtung, die bei den laufenden Ermittlungen möglicherweise eine entscheidende Rolle spielen könnte.

Rund 40 Minuten später brannte nur rund einen Kilometer entfernt am Bienenkamp der Vorderreifen eines Volvos. Eine Anwohnerin reagierte geistesgegenwärtig und löschte die Flammen mit Wasser aus einer Gießkanne.

Die Polizei fahndete zu dieser Zeit bereits mit 13 Streifenwagenbesatzungen. Einer davon fiel erneut der rote Ford Fiesta mit drei Jugendlichen auf, die sich in der Gegend offenbar gut auskannten, da sie zielstrebig durch mehrere Nebenstraßen fuhren. An der Berner Allee, unweit der beiden Tatorte, hielt der 18 Jahre alte Fahrer an. Wie sich später herausstellte, wohnt dort der 17-Jährige. Um kurz nach Mitternacht sprachen die Zivilfahnder das Trio an. "Sie fühlten sich ertappt", gab einer der Polizisten später zu Protokoll. Einer der drei habe sich zudem "auffällig ruhig verhalten".

Nachdem die Verdächtigen ihre Personalien angegeben hatten, forderte einer der Zivilfahnder den Fahrer auf, den Kofferraum zu öffnen. Darin fand der Beamte eine geöffnete und "noch gut gefüllte" Tüte mit Grillanzündern sowie eine Spraydose, in der sich Bohr- und Schneideöl befand, mit der Aufschrift "Vorsicht - leicht entzündlich". Außerdem befand sich auf der Rückbank des Wagens noch ein etwa 30 Zentimeter langer Ast, dessen Ende angebrannt war.

All das deutet darauf hin, dass die drei Jugendlichen für die Autobrände verantwortlich sein könnten. Keiner von ihnen ist bislang polizeilich aufgefallen. Der 17-Jährige hat keinen Schulabschluss, ist arbeitslos. Die 19-jährige Rahlstedterin hat einen Hauptschulabschluss und sucht derzeit einen Ausbildungsplatz. Nur der 18-Jährige aus Bramfeld hat eine Lehrstelle. Die Fahnder gehen davon aus, dass die drei nicht zum ersten Mal gezündelt haben, sondern für weitere Autobrandstiftungen der vergangenen Monate in Bramfeld verantwortlich sind. Doch die Verdächtigen gaben bei den Vernehmungen an, die Anzünder zum Grillen gebraucht zu haben. Außerdem seien sie nur zufällig in der Nähe der Tatorte unterwegs gewesen. Die Ermittler wollen nun anhand der gesicherten Spuren dem Trio die Brandstiftungen nachweisen.

Noch schwieriger wird ein solcher Nachweis bei denen eine Woche zuvor in Barmbek Festgenommenen zu erbringen sein. Sieben Verdächtige gingen der Polizei dort ins Netz. Auch sie hatten Grillanzünder bei sich. Zu Brandstiftungen war es allerdings noch nicht gekommen. Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob eine nicht strafbare "Vorbereitungshandlung" vorlag,oder ob die Schwelle zum strafbaren Versuch überschritten wurde.

Werden die Verdächtigen überführt, drohen harte Strafen. Das zeigen Urteile aus dem Januar dieses Jahres. Da verurteilte das Amtsgericht Mitte vier junge Männer im Alter von 18 bis 28 Jahren zu Jugend- und Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren ohne Bewährung. Gemeinsam hatten die Männer nach dem Schanzenfest im September 2010 einen am Moorkamp (Eimsbüttel) abgestellten Mercedes der Werbeagentur Jung von Matt mit einem Grillanzünder in Brand gesetzt. Der Daimler brannte vollständig aus, es entstand ein Schaden von 75 000 Euro. In dem Prozess hatten die jungen Männer sich gegenseitig beschuldigt. Während der Tat, so erzählte es einer der Angeklagten vor Gericht, habe ein anderer der Angeklagten gesagt: "Es ist doch geil, teure Autos anzustecken."