Der 70-Jährige wurde zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung verurteilt. Der Mann hatte auch Fotos von seinen Kindern gemacht.

Hamburg. Misstrauisch waren die Nachbarn schon länger. Die Gerüchte über den etwas verschrobenen, im Umgang mit Kindern auffällig charmanten Rentner wollten nicht verstummen. Erst recht getratscht wurde nach dem Fund von Fotos nackter Jungs in einer Mülltonne. Verdächtig auch, dass der alte Mann immer wieder Kinder zu sich in die Wohnung eingeladen hatte.

Nachdem Harro Z., 70, Mitte 2009 in ein Altenheim gezogen war, grub eine Nachbarin seinen Garten um - und legte etliche Knochen frei. Sina G., nach dem Gruselfund das Schlimmste fürchtend, stellte weitere Nachforschungen an. Auf dem Dachboden, wo der Senior Bananenkisten deponiert hatte, fand sie den Beweis: "Eindeutige Fotos!"

Es waren nicht nur Fotos, auch Dias und Videos. Insgesamt sechs Kubikmeter Beweismaterial beschlagnahmte die Polizei. Fotos, die nackte Mädchen und Jungen zeigten. Videos, in denen sich Erwachsene an Kindern vergingen. Der Gruselfund im Garten klärte sich indes rasch auf: Bei den Überresten handelte es sich um Tierknochen, Harro Z. hatte sie verbuddelt. "Ein guter Dünger", merkt der pensionierte Gärtner gestern vor dem Amtsgericht an.

Schlaff sitzt er auf der Anklagebank. Die Mimik ausdruckslos, die Stimme matt, fast apathisch wirkt er. 160 DVD, 53 Videos, 176 Diaserien sowie 450 Bilder mit kinderpornografischem Inhalt stellte die Polizei sicher. "Seit den 80ern habe ich gesammelt", sagt Harro Z. Seit etlichen Jahren würden die Filme aber nur "so herumliegen". Trotzdem pflegte der Rentner sein illegales Archiv, sortierte die Videofilme und brannte sie später auf DVD.

+++ SO KRIMINELL IST IHR STADTTEIL +++

"Hatten Sie denn kein schlechtes Gewissen?", fragt die Vorsitzende Richterin. "Das habe ich schon seit 30 Jahren", sagt Harro Z. und bekennt - zur Überraschung der Richterin, die in solchen Fällen Ausreden gewohnt ist: "Ich bin pädophil." Und einschlägig vorbestraft. 1977 verurteilte ihn ein Gericht zu zwei Jahren Haft, weil er drei Mädchen sexuell missbraucht hatte. Vier Jahre darauf lichtete er die eigene, minderjährige Tochter mit seinem schwer behinderten Sohn ab, auch dafür musste er hinter Gitter. Später entstanden weitere Aufnahmen.

So lauerte er Kindern im Freibad mit einer Kamera auf oder fotografierte in seiner Wohnung Nachbarskinder - teils beim erzwungenen Akt. "Die musste ich gar nicht überreden", sagt indes Harro Z. "Ganz freiwillig", so behauptet er, hätten sie mitgemacht. "Herr Z.", entfährt es der Richterin, "das glauben Sie doch selbst nicht." Ihren Augen glaubte auch die Kriminalbeamtin nicht trauen zu können, als sie die in den Bananenkisten gefundenen Filme sichtete: Zwischen harmlosen Kinderfilmen tauchten darin immer wieder anstößige Sequenzen auf. "Plötzlich kam zwischen Kinderkanal und Pippi Langstrumpf eine deliktische Szene", sagt Birgit W., 48.

Seit seiner letzten Verurteilung wegen Besitzes von Kinderpornos spiele Sexualität in seinem Leben keine Rolle mehr, sagt Harro Z., Böses ahnend. "Ich kann mir wohl ein neues Seniorenheim suchen." Das Gericht hingegen gibt ihm noch eine Chance, verurteilt ihn zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr, ausgesetzt zur Bewährung. Die Richterin: "Keine Kinderpornos mehr. Haben Sie das verstanden?" Sie muss dreimal fragen, ehe der 70-Jährige müde nickt.