Erlösende Nachricht. Für den Älteren der beiden Jungen war es nicht das erste Mal, dass es ihn auf eigene Faust in die Ferne trieb.

Hamburg. Die Taucher befürchteten das Schlimmste, Hundeführer rauschten am Montagmorgen mit Blaulicht und Martinshorn gen Bramfeld. Zwei vermisste Kinder, eines zwölf, das andere gerade erst fünf Jahre alt. Nicht seit eben verschwunden, sondern bereits seit Sonntagabend. Die Aufregung war groß - nicht nur bei den Familien. Montagmittag dann die erlösende Nachricht. Den Kindern geht es gut. Sie sitzen in einem Zug nach Kassel.

Am Sonntagnachmittag waren die Bramfelder Jungs auf einen Spielplatz gegangen, nicht zu weit entfernt von den Häusern, in denen ihre Familien leben. Aus dem Munde des Älteren wird wohl so ein Satz gefallen sein wie "Macht euch keine Sorgen. Ich passe auf den Kleinen auf!"

Nach mehreren Stunden der heimischen Ruhe begannen die Eltern, sich Sorgen zu machen. Um 19 Uhr schalteten sie schließlich die Polizei ein. Die dann übliche - und meist innerhalb einer Stunde zum Erfolg führende - Maschinerie rollte an. Beamte ließen sich Bilder der Kinder zeigen, durchstreiften die nähere Umgebung, sprachen mit Anwohnern, dem Mann im Kiosk und den Leuten an der Tankstelle. Parallel klingelten sie Adressen von Freunden ab. Sie schauten am Bahnhof nach. Doch die Bramfelder Buben blieben verschwunden.

Früh am Morgen - sie waren noch immer nicht wieder zu Hause - ließen die Fahnder schließlich das ganz große Gedeck auffahren: Hundeführer wurden zusammengetrommelt, Taucher von Polizei und Feuerwehr zu einem Teich entsandt, der neben dem Spielplatz liegt, auf dem die beiden zuletzt gesehen worden waren.

Die Taucher brachen ihre Suche am Vormittag erleichtert ab. Zugpersonal, standardmäßig in die Fahndung nach Vermissten mit einbezogen, war auf das reisende Duo aufmerksam geworden. Die Jungen saßen im Zug und ließen sich in Richtung Kassel chauffieren.

Für den Älteren der beiden nicht das erste Mal, dass es ihn auf eigene Faust in die Ferne trieb. Sein fünfjähriger Freund jedoch, der da in an den Knien durchlöcherten Jeans unterwegs war, der hatte sich erstmals zum Mitreisen mitreißen lassen. Ob den Jungs jetzt in den Pfingstferien Stubenarrest droht, war gestern nicht zu erfahren. Vermutlich aber überwiegt bei den Eltern das Glück, dass beide Jungen wieder wohlbehalten daheim sind. Darüber, was die Knirpse ausgerechnet in Kassel wollten, machte die Polizei keine Angaben.