Der Honorarkonsul von Paraguay verschenkt Tiere aus Ton. Als HSV-Fan schuf er den “Walk of Fame“. Heute kommt Netzers Fußabdruck hinzu

Hamburg. Hühner. Viele Hühner. In einem grauen Schrank im Konsulat von Paraguay sitzen sie. Große und kleine, weiße und schwarze. Tageslicht gibt es in ihrem Zuhause nicht. Auch Natur bekommen die stillen Tiere nie zu sehen. Nein, das ist kein Fall für Tierschützer. Andreas Maske ist der Besitzer dieses "Hühnerstalls", wie er lachend sagt.

Das Verschenken von tönernen Hühnerfiguren, die als Glücksbringer dienen, ist ein Brauch aus Paraguay. Klar, dass der 53 Jahre alte Honorargeneralkonsul diese Gepflogenheit gern übernommen hat und Gäste mit Tonhühnern bedenkt. Von seinen vielen Reisen nach Südamerika bringt er deshalb immer gleich einen ganzen Schwung der kleinen Kunstwerke mit.

Aber auch große Skulpturen begeistern ihn. So zum Beispiel die Nachbildung von Uwe Seelers Fuß vor dem Stadion des HSV am Volkspark. Denn Maske hat das Werk der inzwischen verstorbenen Künstlerin Brigitte Schmitges einst gestiftet. Neben der Skulptur gehören zu der Fananlage "Walk of Fame" in den Boden eingelassene Fußabdrücke von ehemaligen Spielern, die sich in besonderer Weise um den HSV verdient gemacht haben. Heute kommen sechs neue hinzu: Günter Netzer, Udo Bandow, Thomas von Heesen, Willi Reiman, Branko Zebec und Fritz Laband. Die Laudatio auf Netzer hält Sportjournalist Gerhard Delling. "Das macht mich ganz stolz, schließlich waren die beiden das Moderatorenteam schlechthin", sagt Maske. Auch Oliver Bierhoff hält eine Laudatio. Maske will zeigen, dass Hamburger Fußball großer deutscher Fußball ist.

Die Idee zu diesem Weg des Ruhms hatte Maske bereits 2004. "Ich wollte einen HSV-Ort für Familien, Fans und Spieler schaffen", sagt er. "Und für den großen Fuß konnte es in Hamburg nur einen geben: Uwe Seeler." Der Stürmer war für ihn - der es trotz aller Begeisterung nach eigenen Angaben nur zum "mittelmäßigen Mittelfeldspieler" brachte - ein Idol. "Er zeigte so viel Teamgeist", sagt Maske. Das habe ihm imponiert. Der zweifache Vater ist überzeugter HSV-Fan. Soweit die beruflichen Termine es zulassen, ist er bei jedem Heimspiel dabei. Die zweite Dauerkarte nutzt dann seine Lebensgefährtin oder einer seiner Söhne - selbstverständlich auch alle HSV-Fans, gar keine Frage.

Er hätte es zwar auch toleriert, wenn die beiden schon erwachsenen Kinder einen anderen Verein gewählt hätten, sagt Maske. Lieber ist ihm aber die Liebe für die Raute. Deshalb begann er früh mit der fußballerischen Prägung seiner Jungs. Einmal - die beiden Jungs waren etwa acht Jahre alt - spielte der HSV gegen Werder Bremen. Ailton war damals der große Star beim Rivalen von der Weser. Alle Kinder, die nahe genug an ihn herankamen, wollten ihm die Hand schütteln. Maskes Söhne nicht. "Da war ich schon ein bisschen stolz", sagt er heute.

Der "Walk of Fame" soll das Vergessen verhindern. "Gerade Profisportler haben das Problem, dass sie nach ihren aktiven Jahren in Vergessenheit geraten", sagt Maske. Mit den Fußabdrücken können sie die sportlichen Spuren, die sie hinterlassen haben, sichtbar machen. Deshalb bekommen sie auch einen limitierten Schal mit der Aufschrift "Wir haben Spuren hinterlassen". Und welche Spuren hat Maske selbst überlassen?

"Damit wären wir bei Paraguay", sagt er. Maske erinnert sich noch genau an den Moment, in dem er beschloss, sich für dieses Land zu engagieren. 2004 brennt ein Supermarkt in Asuncion. 500 Menschen sterben, ebenso viele sind schwer verletzt. Maske sitzt an einem Sonntagabend in seinem gemütlichen Wohnzimmer und sieht die Tragödie in den Nachrichten. Er will helfen, trommelt Freunde sowie Unterstützer zusammen und organisiert vor allem medizinische Hilfe. "Vorher wusste ich gar nicht, was künstliche Haut ist", sagt er. Später gründet er den Verein Propara. Eines der zentralen Projekte ist der Transport von Medikamenten zur Behandlung von Leukämie nach Paraguay.

Gesundheit und Bildung liegen Andreas Maske besonders am Herzen, denn beides ist nötig, damit sich das Land selbst helfen kann. "Das Leben hat es gut mit mir gemeint", sagt er. Was nicht bedeutet, dass ihn etwas in den Schoß gefallen sei. Er leitet erfolgreich ein Unternehmen für Auto-Langzeitmiete. Steht morgens um halb sieben auf, geht wenig später ins Büro und kehrt vor acht Uhr abends nicht nach Hause zurück. "Aber ich habe zwei gesunde Kinder und damit alles, was ich haben will." Es macht ihn traurig, dass woanders so viele Kinder leiden. "Weil die Kleinsten nichts dafür können." Inzwischen gibt es in der onkologischen Klinik von Asuncion einige Behandlungszimmer nach westlichem Standard. An den Wänden hängt eine Plakette mit dem Symbol des Vereins Propara. Maskes Art, Spuren zu hinterlassen.