Florian Voigt bietet Musikkurse für die Kleinsten an. Jetzt expandiert er nach Winterhude

Hoheluft. Er ist der Superstar vieler Krabbel- und Kindergartenkinder in der Hansestadt: Was für die Größeren Teenieschwarm Justin Bieber oder Sängerin Taylor Swift sind, ist für die Minis, zumindest in Eppendorf und Umgebung, derzeit Florian Voigt. Dessen Zwergenorchester zieht die Kleinen und deren Eltern geradezu magisch an. Zumindest erhält man den Eindruck, wenn man sich mit Müttern und Vätern unterhält oder selbst versucht, für den Nachwuchs einen der begehrten Plätze in Voigts Musikkursen zu ergattern.

Nur wenige Minuten nach Beginn der Anmeldefrist ist ein Großteil seiner Angebote bereits ausgebucht. Wegen des Interesses macht Voigt jetzt einen zweiten Standort auf der anderen Seite der Alster, in Winterhude, auf. Von Mitte Februar an können damit auch Mütter aus anderen Stadtteilen versuchen, bei ihren Kindern mit Voigts Hilfe das Interesse an der Musik zu wecken.

Dabei ist Florian Voigt eigentlich eher ein Neuling in der Branche. Fünfzehn Jahre lang arbeitete der Mann mit den langen blonden Locken beim Radio. Zuletzt war er verantwortlich für das Programm bei dem Privatsender Energy. „Doch irgendwann war mir klar, dass ich eine Veränderung brauche“, sagt er. Also nutzte er die Geburt seines zweiten Sohnes im Jahr 2008 für eine längere Auszeit und die Planung seiner beruflichen Zukunft. „Ich habe ein Jahr Elternzeit genommen und mir überlegt, wie ich weitermachen will“, so Voigt.

Dass in seinem neuen Arbeitsleben Musik eine größere Rolle spielen sollte, war schnell klar, denn die war schon immer ganz besonders wichtig im Leben des 43-Jährigen. „Ich bin mit Musik groß geworden, ohne geht es einfach nicht“, sagt er.

Lange Zeit habe er immer wieder darüber nachgedacht, wie er diese Liebe weitergeben könne, die Freude, die Begeisterung. Und so habe er sich mit den Musikgärten, die es überall für Kinder gibt, beschäftigt. Voigt durchlief hier eine kurze Ausbildung und begann dann Ende 2009, selbst Kurse für die Kleinen anzubieten. „Ich habe mir vorgenommen, wenn ich 80 Jungen und Mädchen zusammen bekomme, höre ich endgültig beim Radio auf.“

Die Zahl war schneller erreicht als Voigt es für möglich gehalten hätte. Und damit ein neues kleines Unternehmen geboren. Doch Voigts Konzept unterscheidet sich von dem der klassischen Musikgärten. „Ich will Instrumente und Melodien erfahrbar machen“, sagt er. In seinen Stunden probieren die Kleinen alles aus, ob es die Gitarre, das Klavier oder die Trommel ist. Er als Leiter setze wenig Grenzen. So wird gemeinsam gesungen, getanzt und eben ein Instrument probiert – mittlerweile oft zu Melodien und Texten, die Voigt in den vergangenen Jahren selbst komponiert hat. Drei CDs hat er bereits herausgebracht. Entstanden sind diese in seinem kleinen Tonstudio hinter dem Kursraum. Und sie sind mittlerweile nicht nur bei Eltern und den Kindern aus seinen Kursen gefragt.

Florian Voigt scheint auch heute noch ein bisschen überwältigt von dem großen Interesse an seiner Musikschule. „Das habe ich so nicht erwartet“, sagt er. Er habe schließlich einfach nur das gemacht, was ihn selbst begeistere und interessiere. Also Musik mit Spaß und nicht mit einem höheren Anspruch, wie er sagt. Jeden Tag fahre er voller Freude in seine Räume am Eppendorfer Weg. Jede Stunde mache unheimlichen Spaß. Pro Woche unterrichte er derzeit rund 200 Kinder. Und weil das Interesse so groß ist, hat Voigt seit einiger Zeit einen jungen Mann angestellt, der ebenfalls Kurse im Zwergenorchester gibt. „Es war gar nicht so einfach, jemanden zu finden. Zumal ich gern einen Mann anstellen wollte, weil das einfach zu meinem Konzept passt.“

2015 wird Voigt erst einmal seinen neuen Standort in Winterhude eröffnen und die Kurse im Stadtteil etablieren. Zudem möchte er sich verstärkt um eine bessere Vermarktung seiner Musikschule kümmern. Dazu gehören unter anderem auch Konzerte für Kinder. Einmal im Jahr tritt er bereits in der Alsterdorfer Sporthalle bei einer Benefizveranstaltung für das Kinderkrankenhaus Wilhelmstift auf. Sein Traum ist aber ein anderer: Veranstaltungen für Kinder auf dem Kiez. „Es wär doch einfach toll, wenn Jungen und Mädchen zusammen mit ihren Eltern ins Molotow oder in den Mojo Club kämen“, sagt er voller Begeisterung. Es gibt also viel für ihn zu tun im neuen Jahr.