Designerin präsentiert neues Parfüm in ihrem Haus in Harvestehude. Dabei spricht sie über ihren Vater, ihre Muse und Gerüche. Wolfgang Joop steht seiner Tochter auch beruflich bei.

Harvestehude. Viele Jahre war die herrschaftliche Villa am Innocentiapark Lebensmittelpunkt von Jette Joop. Hier wohnte die Designerin mit ihrer Familie. Die 17-jährige Tochter Johanna stammt aus einer früheren Beziehung mit Physiker Alessandro Spitzy, den kleinen Sohn John bekam sie vor vier Jahren gemeinsam mit ihrem Ehemann, TV-Produzent Christian Elsen. Heute ist alles anders.

Joop nutzt ihr Haus nun nur noch beruflich, stellte dort am Dienstag ihr fünftes Parfüm vor. Jette Black heißt es. „Es ist ein sehr sinnlicher Duft, der ein bisschen etwas Mystisches hat“, sagt Joop. „Ein Parfüm für eine intelligente Frau, die trotzdem verführerisch ist.“ Ein Teil ihrer selbst steckt immer in den Kreationen, ein Parfüm ist dabei weitaus persönlicher geprägt als beispielsweise eine Uniform für eine Reinigungsfirma, die sie entwarf. Mit Gerüchen verbindet auch sie Erinnerungen. An früher, ihre Kindheit. „Ich rieche total gerne Lakritze, Iris, Rose und Bergamotte und Heliotrop, das riecht nach Brausepulver, wie Ahoi Brause! Und ich mag den Geruch von Waldmeister.“ Das erinnert sie an Kindheit, wo sie ihre Eltern um Süßigkeiten anbettelte. Es gibt aber auch einen negativ behafteten Geruch: „Süßlicher Fruchtkaugummi. Wenn ich den nur rieche, ist das grauenvoll. Da saß ich immer im Auto mit meinen Eltern, wenn wir in den Osten zu unseren Verwandten gefahren sind.

Meine Mutter hat das gegessen und pünktlich mit dem Grenzübergang war mir dann schlecht.“ Die Familie, ja. Auch heute ein Thema. In Jette Joops öffentlichem Leben spielte sie zuletzt die größte Rolle. Positiv wie negativ: Schlagzeilen über die Versöhnung mit ihrem Vater Wolfgang Joop, Rauswurf aus der Familienvilla, Aussprache mit Schwester Florentine, aber auch Trennung vom Ehemann, neue Liebe. Deshalb auch verließ sie ihre Heimatstadt Hamburg, sie zog es nach Berlin und Potsdam, wo Vater und Schwester zu Hause sind. In der Hamburger Villa wird nun nur noch gearbeitet, ihre Mitarbeiterinnen führen hier das Designteam für Mode und Schmuck der Marke Jette Joop. „Dahinter steckt jedes Mal ein ähnlicher Entstehungsprozess“, sagt sie. Bedeutet: Collagen werden angefertigt, zu Parfümeuren geschickt, die die Düfte komponieren. Im Anschluss werden die Proben bei einem „Schnupper-Nachmittag“ getestet. „Ich bin immer wieder überrascht, wie schnell wir uns einigen.“

Gerade kann Jette Joop sich in solch wichtigen Entscheidungsfindungsprozessen nicht mit einem Partner austauschen, deshalb suchte sie auch bei ihrem Vater Rat. Der Kultdesigner, der jüngst als TV-Juror in der Castingshow „Germanys next Topmodel“ von Heidi Klum begeisterte, freut sich, seiner älteren Tochter auch beruflich beistehen zu können. „Ich hatte mit meinem Vater ein Gespräch und habe ihm gesagt, ich bräuchte mal eine männliche Seite der Marke Jette“, sagt sie. „Einen Repräsentanten, der jung ist, interessiert, irre gut aussieht! Dabei aber bitte nicht so eine Modetussi ist. Ich brauche um mich persönlich herum bodenständige und normale Leute.“ Vater Joop wusste sofort, was seine Tochter wünscht, und zeigte ihr auf seinem Handy ein Foto von Jakob, einem seiner Männermodels. „Wir haben uns dann getroffen, waren mit Papa zum Mittagessen und haben uns lange unterhalten, und ich habe festgestellt, dass er genau der Richtige ist! Eben weil er normale Interessen hat und ein normaler Mensch ist.“ Seither hat Jette eine neue Muse. Jakob Wilhelm inspiriert sie nun. Beruflich. „Er verkörpert einen modernen Männertyp, der nicht zu weich ist. Wenn ich einen Mann sehe, der über 30 ist, mit hängenden Jeans und Schlumpfmütze, dann flippe ich aus“, sagt sie.

Allerdings begleitete er sie nur am Dienstag nach Hamburg, sonst ist Berlin der Hauptsitz. Dennoch, Jette Joop will und kann die Stadt nicht hinter sich lassen. „Hamburg ist eine fantastische Stadt. Sehr viele Freunde sind noch hier. Und ich habe Mitarbeiter, die aus Hamburg kommen, die hier durch ihre Familien gebunden sind.“

Deshalb bleibt ein Teil der Firma in Hamburg. Und die Chefin selbst kann jederzeit zurückkommen. „Ich liebe den Inno-Park, da war ich die letzten zwei Abende. Ich genieße, dass dort vieles wie früher ist. In Berlin verändert sich ja ständig alles.“