Heute Abend kommen im Hotel Atlantic 260 Gäste auf Einladung der diplomatischen Vertreter von 95 Staaten zusammen - darunter auch der komplette Hamburger Senat.

St. Georg. Wenn Hamburgs Konsuln Danke sagen, dann ist das eine größere Sache. Zum 55. festlichen Jahresdinner im großen Saal des Hotels Atlantic an diesem Donnerstagabend haben sich 260 Gäste angesagt, gleich 50 mehr als im Jahr 2012. Unter ihnen werden 62 der 95 Konsulatschefs sein, die andere Länder in Hamburg vertreten.

Das Jahresdinner ist die Einladung der "Vertreter der fremden Mächte" in Hamburg an den Senat - als Dank für das traditionelle Matthiae-Mahl im Rathaus, zu dem der Senat, mit Unterbrechungen, seit 1356 ebendiese Vertreter der fremden Mächte einlädt. Und Hamburgs Senat wird zu dieser Einladung mit Bürgermeister Olaf Scholz an der Spitze, vielen Senatoren und Staatsräten erscheinen. Natürlich hat sich auch Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit angesagt, dazu kommen Vertreter von Wirtschaft, Kultur und aus dem religiösen Raum.

Manuel A. Fernández Salorio, Generalkonsul von Argentinien und neuer Doyen des Konsularkorps, hat die Veränderungen im Konsularkorps im Blick. Er sieht besorgt, dass einige Konsulate aus wirtschaftlichen Gründen schließen müssen, und betont: "In unserer heutigen Welt reicht es nicht, wenn das Oberhaupt einer Regierung im geografischen Gebiet seiner Zuständigkeit präsent ist. Die Internationalisierung drängt uns, immerzu und an allen Flecken dieser Erde Präsenz zu zeigen." Moderne Technologien vereinfachten zwar die Gestaltung dieser Beziehungen enorm, doch sei körperliche Präsenz unabdingbar, wenn es darum gehe, echte und beständige Beziehungen aufzubauen. "Betrachtet man die Arbeit, die der Erste Bürgermeister leistet, erkennt man, dass dies verstanden wurde", so Salorio.

Das Dinner aus der Küche des Atlantic Hotels bietet Wildlachs, Flusskrebs und Jakobsmuschel als Vorspeise, ein Süppchen von Orange und Ingwer mit gesottener Garnele und Kerbel und Glasierte Entenbrust mit Schwarzwurzeln, Kronsbeeren und Mandelkartoffeln sowie zum Abschluss ein "Alstereisvergnügen".

Für die Getränke haben die Konsulate selbst gesorgt. Der Weißwein wird von Neuseeland gestiftet, der Rotwein von Argentinien. Brasilien sorgt für den Sekt, Mexiko für den Tequila, Frankreich für den Cognac, Russland und Polen für den Wodka, und der Aquavit kommt aus Schweden.

Das Hamburger Abendblatt hat einige der seit dem Dinner 2012 neu dazugekommenen Konsuln gefragt, was es besonders macht, in Hamburg Konsul zu sein, und welche Ziele sie sich gesteckt haben. Heiko Meinhardt, Malawi, antwortete: "Mein Hauptbestreben ist es, Malawi als wunderschönes und friedliches Reiseland noch bekannter zu machen und die Wirtschaftsbeziehungen wie auch den Bildungs- und Kulturaustausch zwischen Hamburg und Malawi auszubauen."

Ivan Khotulev, Russland: "Die russisch-hamburgischen Beziehungen haben eine rund 800-jährige gemeinsame Geschichte und eine große Zukunft. Es sind wirtschaftliche und kulturelle Kontakte, aber auch menschliche Bindungen, die mir diese Zuversicht verleihen."

Sein Kollege Yuriy Yarmilko aus der Ukraine erklärte: "Vor allem ist es die Schönheit der Stadt Hamburg, Gastfreundlichkeit und Offenheit seiner Bürger. In der Arbeit geht es um die mehr als 17.000 ukrainischen Bürger in unserem Konsularbezirk."

Maria Elizabeth Bogosian aus Uruguay meinte: "Uruguays enge Beziehung zu Hamburg wird dadurch deutlich, dass das Generalkonsulat seit 1838 existiert. Besonders stolz ist Uruguay über das Freundschaftsabkommen zwischen dem Hafen Hamburg und dem in Montevideo, das einzige existierende Abkommen zwischen Hamburg und einem Hafen in Südamerika."

Detlef Palm, königlich norwegischer Konsul, sagte: "Hamburg gilt als die südlichste Stadt Skandinaviens, und gerade Norwegen ist hier seit Generationen stark präsent. Meine 'zweite Heimat' nun als Honorarkonsul in meiner Heimatstadt vertreten zu dürfen ist eine tolle und ehrenvolle Aufgabe."

Tania Narvaéz Ruiz sagt: "Hamburg ist für Ecuador seit 1846 eine wichtige Stadt auf kulturellem, politischen und wirtschaftlichen Gebiet. Der kürzliche Besuch unseres Präsidenten Rafael Correa Delgado in Deutschland hat es möglich gemacht, einen Plan zur Zusammenarbeit auf den Gebieten Erziehung, menschliche Talente, Technologie, Infrastruktur und Entwicklung von Quellen erneuerbarer Energien aufzustellen."

Eva-Maria Greve hat das ungarische Konsulat nach ihrem Vater Hellmuth Greve übernommen: "Ich vertrete Ungarn aus Dankbarkeit für seinen Mut, 1989 die ersten Schritte unternommen zu haben, den Eisernen Vorhang zu öffnen und damit zur Wiedervereinigung Deutschlands wesentlich beigetragen zu haben. Wirtschaftlich ist Hamburg als wichtigster Überseehafen von Bedeutung für Ungarn."

Irans neuer Generalkonsul, Abbas Badakhshan Zohouri, hofft: "Iran und Deutschland führen seit 500 Jahren gute Beziehungen, die auch auf dem Willen ihrer Bevölkerung beruhen. Das Generalkonsulat in Hamburg besteht seit 150 Jahren. Mehr als 200.000 Iraner leben in Deutschland, das ist von erheblicher Bedeutung für die Beibehaltung der Beziehungen."

Laut aktueller Auflistung gibt es derzeit in Hamburg 29 Generalkonsulate und zwei Konsulate, die von Berufsdiplomaten aus den jeweiligen Ländern geführt werden. Dazu kommen elf Honorargeneral- und 55 Honorarkonsuln, die der Ehre und nicht des nicht gezahlten Honorars wegen die Interessen der Bürger eines anderen Landes in Hamburg vertreten.