Lisa Tomaschewsky aus Hohenfelde spielt eine Krebspatientin. Am Mittwochabend hatte der ergreifende Film des Ex-Playmates Premiere am Dammtor.

Hamburg. Eigentlich will die 21-jährige Sophie endlich in ihrer erste eigene Wohnung ziehen, aber dann landet sie auf der Krebsstation des Universitätsklinikums Eppendorf. Am Mittwochabend hat der in Hamburg spielende Film "Heute bin ich blond" im Cinemaxx am Dammtor Premiere gefeiert. Unter den Gästen waren Moderatorin Sylvie van der Vaart, Musikproduzent Mousse T. und Leo von Ruffin sowie Regisseur Marc Rothemund, der 2005 schon "Sophie Scholl - die letzten Tage" inszenierte. Auch wenn der Titel "Heute bin ich blond" nach seichter Komödie klingt, geht es um ein ernstes Thema: Bei Sophie wird Krebs diagnostiziert. Sie sagt der Krankheit den Kampf an, unterzieht sich Chemo- und Bestrahlungstherapie, verliert ihr Haar. Die Studentin kauft sich Perücken und schlüpft in Rollen. Mal ist sie die brünette sexy Lydia, mal die blond gelockte mädchenhafte Daisy und mal der selbstbewusste Rotschopf Sue.

Sophie wird von der Hamburgerin Lisa Tomaschewsky gespielt, die bisher als Model arbeitete und einmal Playmate war. Aber nun will sie sich nach Unterricht in Los Angeles und an der Schule für Schauspiel Hamburg ganz der Schauspielerei widmen. Dabei, das auch praktisch durchzuziehen, kam ihr die Rolle der Sophie ganz entgegen. "Es will ja schließlich keiner ein Model ohne Haare, Wimpern und Augenbrauen", sagt die 24-Jährige. Denn der kahl geschorene Kopf im Film ist echt - und die Szene, in der Tomaschewsky den Rasierer ansetzt, auch. Es gab also nur einen Versuch. Nervös war die Kino-Debütantin deshalb nicht. "Ich habe mich in die Rolle hineinversetzt und gar nicht mehr als Lisa gedacht. In dem Moment war für mich klar, ich bin schwer krank, und deshalb müssen die Haare weg." Erst als die Szene abgedreht war und Tomaschewsky wieder zu sich selbst fand, wurde ihr klar, dass sie sich 45 Zentimeter Haarpracht abrasiert hatte. Sie weinte.

Nach Drehschluss Anfang 2012 trug sie dann auch selbst Perücken, bis die Haare lang genug für Extensions (Haarverlängerungen) waren. Einige Modelle hatte sie von der Filmrequisite übernommen - andere waren ihre eigenen. Da gab es Olga, die ein bisschen wie Uma Thurman in "Pulp Fiction" aussieht, Elisabeth und "Bumbum", die Tomaschewsky als erstes Ersatzhaar von der Produktion bekommen hatte. "Bumbum" weil das Haar so ganz ohne Schnitt ganz wild durcheinander war. "Und wann ich besonders mutig war, dann habe ich mich in eine enge Lederhose geschmissen, meine Lippen rot geschminkt und bin mit nur fünf Millimetern auf dem Kopf losgestiefelt", erzählt die Frau aus dem Stadtteil Hohenfelde.

Tomaschewskys Freund, Model Lars Burmeister, fand die ständig wechselnden Erscheinungen seiner Liebsten manchmal irritierend. "Aber das ging meinem ganzen Umfeld so, wenn ich morgens blond ins Café und abends brünett zum Dinner kam." Dabei habe sie nie gedacht, dass sie den Spleen von ihrer Rolle der Sophie so übernimmt.

Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit und dem gleichnamigen autobiografischen Roman von Sophie van der Stap (Untertitel: "Das Mädchen mit den neun Perücken"). Tomaschewsky hat zur Vorbereitung viel mit ihr gesprochen. "Ich bin ohnehin fast schon fanatisch, wenn ich mich auf meine Arbeit vorbereite." So hat sie auch so viel wie möglich über Rhabdomyosarkom - Sophies Krebsart - gelesen. Aber nicht nur theoretisch kennt sie die Krankheit.

Ihre Großmutter starb an Krebs, als Tomaschewsky noch ein Kind war. "Das ist der schlimmste Zustand in dem man einen Menschen, den man liebt, sehen kann", sagt sie. Der Film zeige aber, dass Krebs nicht gleich Tod bedeutet. "Er nimmt einem ein bisschen die Angst. Auch mir." Trotzdem achte sie auf sich und gehe regelmäßig zur Vorsorge - "gerade wenn es schon einen Fall in der Familie gab". Kinostart: 28. März.