Meisterköchin Cornelia Poletto eröffnet ihre Kochschule in Eppendorf. Der Schick hat seinen Preis: Ein Kursus kostet 390 Euro pro Person und Tag.

Eppendorf. So sieht also ein Küchentraum aus: Ein frei stehender Arbeitsblock, 3,40 Meter lang, aus grauem, portugiesischem Kalkstein, schick und cool, aber vor allem praktisch. Drum herum eine Welt aus Holz, Stein und Eisen. Ohne Plastik. Aber mit vielen Erinnerungen wie einem Zifferblatt einer alten Kirchenuhr an der Wand. Das ist das Herz in der neuen Küche von Cornelia Poletto, die diesen Mittwochabend eröffnet wird.

"Hier sind endlich alle meine Wünsche verwirklicht", sagt sie. Zum Beispiel mit Edelstahlbechern, die in die Steinplatte eingelassen sind. "Die können nicht mehr umfallen, denn ich habe mich jahrelang über umfallende Becher geärgert." Probierlöffel und ein Stabmixer werden in den Bechern abgestellt.

Weiterhin befinden sich in dem Kückenblock Kochplatten mit Ceranfeldern und Gasbrennern, viele Schubladen und ein geniales System für Küchenpapier. "Und hier", erklärt die Köchin und zieht eine mit Rochenhaut geschmückte Schublade auf, "ist alles mit Samt in der Farbe Türkis ausgeschlagen." Die richtigen Farben bedeuten Cornelia Poletto auch Wohlfühlstimmung. Designer Peter Schmidt hat mit ihr das Farbspiel ausgesucht. Braun spielt eine große Rolle - und Grau.

"Cucina Cornelia Poletto" heißt die so coole Kochschule in der Goernestraße 7 in Eppendorf, nur wenige Schritte von ihrem Restaurant Gastronomia entfernt. Mehr Eppendorf geht nicht. "Es soll nicht nur Kochschule werden, sondern mit der Gastronomia eine Einheit bilden", sagt sie. Für Partys, Veranstaltungen, Präsentationen, Feiern - so wie in einer italienischen Großfamilie.

Der Spaß steht auch im Vordergrund einer kleinen Vorbesichtigung, die Cornelia Poletto gewährte. Mit allerbester Laune ging sie durch die Räume, deren Fenster noch mit roter Folie verklebt waren: "Jetzt beginnt die schönste Bauphase", sagte sie, "denn nun kann ich einräumen und dekorieren."

Die 120 Quadratmeter hat Designerin Ulrike Krages mit geplant: Eingeteilt in mehrere Bereiche mit Natursteinwänden und einem Boden aus französischen Kalksteinplatten erinnert die Cucina an Katakomben - mit einem Gang, wo Kräutertöpfe an einer begrünten Wand hängen, einer Küchenecke für grobe Putzarbeiten, einer Abteilung für Süßspeisen mit dem "Waffenschank", wo die Küchenmesser fein säuberlich an Magneten aufgereiht sind. James Bond hätte seine Freude daran.

Im Hauptraum steht neben dem Arbeitstresen ein langer Esstisch aus antikem Eichenholz, beleuchtet von tonnengroßen Industrielampen. Zwei Backöfen für 90 Zentimeter breite Bleche ("da passen auch große Fische drauf"), zwei Kombidämpfer und ein Weinschrank vervollständigen den kompromisslos verwirklichten Küchentraum. Das heißt auch: Jedes Detail ist handverlesen. Licht wird wie von Zauberhand per iPad gesteuert; Bretter, die im Thalia Theater die Welt bedeuteten, wurden zu Borden oder Stehtischen, und es stehen drei Sorten von hölzernen Schneidebrettern zur Verfügung: je ein Brett für Fisch, Fleisch und Gemüse.

All das hat seinen Preis: 390 Euro pro Person kostet ein Kochkursus für acht bis zwölf Schüler. "Meist wird es von 14 Uhr bis Mitternacht gehen, und ich werde immer die ganze Zeit dabei sein", sagt die Köchin. Ihre Schüler bereiten ein Vier-Gänge-Menü zu, das abends verspeist wird. Dazu gibt es passende Weine und eine Rezeptmappe. Ab zehn Personen kann die Cucina auch gemietet werden.

Daneben bietet Cornelia Poletto "coole Küchenpartys" für 150 Euro an. Zum Beispiel eine "Hot and Spicy Party" mit Gewürzhändler Ingo Holland oder ein Wein-Event mit Sommelier Hendrik Thoma. Als einen Gastkoch könnte sich die Kochlehrerin auch Christian Jürgens vorstellen, der gerade Koch des Jahres 2013 des Restaurantführers Gault-Millau geworden ist.

Bei der Einweihungsparty am Mittwochabend dürfte es eng werden. Denn mehr als 150 Gäste werden sich auf den 120 Quadratmetern drängen.

Für sie kocht "die Therapiegruppe". Das ist ein loser Zusammenschluss von Poletto-Kochschülern, für die die Arbeit am Herd eine Therapie darstellt. Darunter sind der Kinderarzt Henning Wulbrand, Ingenieurin Birgit Großmann, Unternehmerin Dagmar Stüven.

Poletto: "Die können alle gut kochen und haben das auch schon mehrfach gezeigt." Der Anteil kochender Männer werde immer größer. "Waren vor zwölf Jahren bei meinen ersten Kochkursen nur Frauen, so sind es heute nur noch zwei Drittel." Mehr im Netz: www.poletto.de