Er ist wieder da: Aber Jan Fedder, der schnoddrige Fernsehbulle, raucht nicht mehr

Hafenkante. Über 40 Jahre lang hat er gequalmt, so um die 50 Zigaretten am Tag. Na ja, und der eine oder andere "Woddi" floss auch die raue Kehle hinunter, aus der Jan Fedder seine Worte hervorgurgelt, immer gut eineinhalb Oktaven tiefer als der deutsche Durchschnittsmann, immer ein bisschen breiter norddeutsch gefärbt und gerne auch mal ziemlich drastisch und direkt; vor allem dann, wenn es um seine persönlichen Ansichten geht.

Was Jan Fedder andererseits ja auch ziemlich unverwechselbar und wiedererkennbar macht; ganz gleich ob er als kauziger Bulle Dirk Matthies durchs "Großstadtrevier" streift, "Neues aus Büttenwarder" vertellt, als Sheriff auf der Freilichtbühne in Bad Segebergs wildem Westen für Recht und Ordnung sorgt oder als abgehalfterter Showmaster im Fernsehspiel "Stille" mit einer feinen Charakterstudie seine Kritiker verstummen lässt.

Das zeigt, dass er gerne und viel dreht, und tatsächlich sei die Arbeit sein größtes Vergnügen, sagt er, weshalb ihm die ärztlich verordnete Zwangspause umso schwerer gefallen sei. Dabei hätte vermutlich die Diagnose allein schon genügt, um selbst diesen Kerl wie einen Baum eben wie einen solchen zu fällen: Verdacht auf Gaumenkrebs stand jedenfalls nicht in Fedders Drehbuch des Lebens. Und dass da was in seinem Rachen war, was da absolut nicht hingehörte, merkte er daran, dass ihm die behandelnden Ärzte sofort das volle Programm angedeihen ließen - inklusive Lymphdrainage und Bestrahlungen.

Gut fünf Monate ist das nun her, ein paar Behandlungstermine stehen ihm auch noch bevor, "aber die Ärzte haben mir bereits grünes Licht gegeben", sagt Fedder. "In vier Wochen geht's wieder los, dann drehe ich wieder. Erst neue Folgen für 'Büttenwarder' und 'Großstadtrevier' gleich hinterher. Dann geht's wieder rund!"

Angst habe er nicht gehabt. Nur die Behandlung sei sehr anstrengend gewesen. "Und natürlich habe ich sofort mit den Zigaretten Schluss gemacht. Zuerst hatte ich damit ein wenig Probleme, aber jetzt gibt's keine mehr - da bin ich rigoros." Auch großartig nachgedacht habe er nicht: "Ich wusste ja, was mit mir los ist. Entweder man gewinnt - oder man verliert. Aber, ehrlich gesagt, schön ist das alles nicht." Punkt. Genau so klingt es auch. Fast könnte man meinen, Jan Fedder sei - ungewohnt - schmallippiger geworden. Aber es ist ja auch nicht jedermanns Sache, solche unangenehmen Dinge wie eine Krebserkrankung nahe an sich herankommen zu lassen. "Ich verdränge gerne", fährt er plötzlich fort. "Ich bin ein großer Verdränger. Wir sind hier in Hamburg ja auch am Hafen und ich vergleiche mich gerne mit einem Schiff. Das ist ja auch so eine Verdrängungsmaschine." Er selbst wäre am liebsten ein schöner, schlanker Bananendampfer. So einer wie die "Cap San Diego", dieser 50-Jahre-Hapag-Schnellläufer, der ihn an seine Sturm-und-Drangzeit erinnert, als er Anfang 1970 noch als junger Speditionskaufmann im Hafen arbeitete, bevor er die Schauspielerei entdeckte. Oder sie ihn.

Doch über "sein größtes Vergnügen" stellt Fedder zwei andere Dinge: Die Liebe und die Gesundheit. Sie bedingten einander, sagt er, und überhaupt habe er doch immer schon gewusst, wie wichtig die Gesundheit sei, die er für noch wichtiger hält als die Liebe. Aber auch da hätten sich für ihn die Prioritäten nicht verschoben, Krebsverdacht hin, Krebsverdacht her.

Das Nichtrauchen ist mittlerweile der dritte wesentliche Verzicht, dem Fedder sich (inzwischen) klaglos unterzieht: Vor zwei Jahren hatte er damit begonnen, Einladungen von Talkshows weitestgehend abzulehnen. Er ertrage es einfach nicht mehr, welche Pappnasen da ewig rumsäßen und immer das Gleiche erzählten: "Diese Profilierungssüchte irgendwelcher Menschen, meistens Politiker, das geht mir alles auf den Wecker." Er würde sich nicht mal selbst in seine eigene Talkshow einladen.

Aus einer ebenso tiefen Überzeugung heraus nimmt er auch nicht am technischen Fortschritt teil. iPad, Mobiltelefon, Internet: Ohne die Kommunikationshilfen des 21. Jahrhunderts fühlt Fedder sich als "reicher Mann": Denn wenn man zurzeit seinen Namen googeln würde, dann stünden hinter seinem Namen die Begriffe "Krebs", "Krankheit" und "Bauernhof". Und genau das, sagt Fedder, sei doch schon mal ein Grund mehr, sich nicht fürs Internet zu interessieren.

Stattdessen genießt der knurrige Haudegen vorzugsweise die Stille auf seinem alten Bauernhof in Ecklak im Kreis Steinburg, die "höchstens von Vogelgezwitscher oder dem Tuckern eines Treckers unterbrochen wird." Oder auch von seiner Frau Marion, die sein Schweigen nach spätestens zehn Minuten stets nervös machen würde. Wenn sie denn mal gemeinsam übers Feld starrten. Aber man solle daraus bitte nicht schließen, meint Fedder, dass dann ständig irgendwelche Gedanken in ihm hochsteigen würden. "Nein", sagt er bestimmt, "es ist wirklich so. Ich komm mit mir gut klar." Das sei das Schöne: Er könne manchmal stundenlang einfach an nichts denken. "Und das Einzige, was dann eventuell bei mir hochkriecht, wenn ich still im Wald sitze oder spazieren gehe, sind vielleicht Ameisen."