Claudia Bach ist Verwalterin und Miteigentümerin von sechs großen Kontorhäusern in Hamburg, zu dem auch das Levantehaus gehört.

Altstadt. Claudia Bach fällt nicht auf unter den Kunden im Levantehaus an der Mönckebergstraße - trotzdem grüßt jeder, der hier arbeitet, Claudia Bach mit Namen - auch weiter oben im Park Hyatt. Man kennt sie. Claudia Bach ist Verwalterin und Miteigentümerin von sechs großen Kontorhäusern in der Innenstadt, zu dem auch das Levantehaus gehört.

Errichtet hat die Häuser ihr Urgroßvater Franz Bach Anfang des vorigen Jahrhunderts: die Klosterburg am Glockengießerwall, das Semperhaus an der Spitaler Straße, Barkhof, Südseehaus und Domhof an der Mönckebergstraße. Und das Levantehaus, das jetzt 100 Jahre alt wird. "Im April 1912 kaufte er das Grundstück dafür, Oktober 1913 wurde das Haus eröffnet. Unvorstellbar schnell - verglichen mit Elbphilharmonie", sagt die Urenkelin mit schwäbischer Sprachfärbung. Bach baute noch weitere Kontorhäuser und das Karstadt-Haus an der Mönckebergstraße.

Dabei wollte er, Bauernsohn aus Sachsen-Anhalt, 1886 nach Amerika auswandern. Aber der Bauboom in Hamburg hielt ihn fest - er renovierte, sanierte, sammelte ein Vermögen mit Mietshäusern, bis sich mit dem Abriss des Gängeviertels in der City ab 1905 Riesenchancen für baukundige Investoren auftaten.

Vier Kinder hatte der Ahnherr; ihre Nachkommen stellen heute 34 Gesellschafter, einige in Amerika und Australien. Einer ist Verwalter und kümmert sich im Auftrag aller um den Besitz. Die Eigentümer treffen sich regelmäßig, feiern auch Feste miteinander. "Wenn in der Familie schlechte Laune wäre, fiele dieser Verbund irgendwann auseinander", sagt Claudia Bach. "Je älter die Häuser sind, je verzweigter die Familie, desto schwieriger wird das." Besonders, wenn große Investitionen anstehen. Sie will vermitteln, dass das, was der Urgroßvater schuf, erhaltenswert ist - "bis jetzt hat das funktioniert".

Claudia Bach ist 48 Jahre alt. Ihren Vater hatte es nach Stuttgart verschlagen. Dort kam sie zur Welt, hat 34 Jahre dort gelebt. War Waldorf-Schülerin, studierte Fotografie und AV-Medien-Design, dann noch Werbewirtschaftsingenieur und arbeitet viele Jahre in der Werbung. "All das kann ich hier jetzt gut brauchen."

1998 - während des Umbaus des Levantehauses zur Passage mit Luxushotel - kommt sie nach Hamburg und sorgt mit anderen Gesellschaftern für die rechtzeitige Fertigstellung. "Die Passage wurde im November 1997 eröffnet, das Hotel kam stockweise dazu. Festliche Eröffnung war im Oktober 1998." Ihr Einsatz überzeugt, der Verwalter, ihr Onkel, schlägt sie als Nachfolgerin vor. "Es war gut, dass ich nicht in dem Bewusstsein aufgewachsen bin, das mal zu übernehmen. Ich habe mein eigenes Ding gemacht. Mit Zwang wird das nichts. Der Beruf muss Spaß machen, dann ist man auch erfolgreich."

Mit fünf Mitarbeitern kümmert sie sich um Erhaltung, Vermietung und Entwicklung "von etwa 140.000 Quadratmetern vermietbarer Fläche", verantwortlich im Beirat aus Vertretern der Gesellschafterfamilien. "Wir haben an die 130 Mieter und zu jedem persönlichen Kontakt. Manche sind schon seit 50 Jahren in unseren Häusern, das freut mich besonders." Eine Vermieterin zum Anfassen, "wir sind per pedes in zehn Minuten überall vor Ort".

Bei dieser Größenordnung werden schon mal langfristige Entscheidungen von städteplanerischer Bedeutung getroffen. So wie beim Umbau des Levantehauses. Nur drei große Mieter hatte es zuvor: die namensgebende Levante-Reederei, Philips und die Verwaltungsberufsgenossenschaft. Die zog 1994 aus, als Hamburgs City ziemlich unattraktiv und tot war. Auf der Suche nach einer Zukunft für das Haus fiel die Entscheidung für Passage und Hotel.

Das Levantehaus hat 42 Läden, viele davon inhabergeführt. "Wir wollten eine Wohlfühlpassage, nicht die weit verbreitete Griesgrämigkeit im Bauen. Eine Passage mit großer Liebe zum Detail." Kunst am Bau hat Tradition bei den Bachs. Der Urgroßvater hat am Barkhof das Heine-Denkmal aufstellen lassen, das zuvor Kaiserin Sissis Villa auf Korfu zierte, deren Nachbesitzer Wilhelm II. aber störte. Schon im Kaiserreich war das eine stark kritisierte Entscheidung. Später musste Heine den Nazis weichen, heute steht er in Toulon. Derzeit schwebt eine Wäscheleine mit erleuchteten Skulpturen von Kleidungsstücken über der Mönckebergstraße - eine Installation von Tobias Kraft. Für Kultur ist das Levantehaus ein guter Standort - aus Tradition.