Sabine Sommerkamp-Homann vertritt seit 1997 Lettland - und das ganz ausgezeichnet. Ihr Lebensweg hat etliche überraschende Wendungen.

Hamburg. Wenn diese Frau etwas anpackt, dann tut sie das sehr grundsätzlich. Die promovierte Germanistin ist Honorarkonsulin der Republik Lettland in Hamburg - folglich setzt Sabine Sommerkamp-Homann alle Hebel in Bewegung, um dem kleinen baltischen Land zu helfen. Dieses Engagement hat nun dazu geführt, dass sie vom "Diplomatischen Magazin", der ältesten deutschen Zeitschrift für diplomatische Angelegenheiten, zur Konsulin des Jahres gewählt wurde.

Im Übersee-Club, wo sie seit mehr als 25 Jahren Mitglied ist, sitzt sie im eleganten Nadelstreifkostüm. Ihr Lebensweg, von dem sie erzählt, hat etliche überraschende Wendungen. Dass sie als Lyrikerin in China in Millionenauflage gedruckt wurde und dass sie Sängerin einer sehr anhörbaren CD mit Evergreens von Henry Mancini, Cole Porter, Antonio Carlos Jobim ist, sind nur zwei davon.

Geboren wurde Sabine Sommerkamp 1952 in Hamburg, "in den Hamburger Zweig der Sommerkamps, die auch einen südamerikanischen Zweig in Peru haben". Allein die Geschichte ihrer Familie gäbe einen prallen Familienroman. Etliche Vorfahren sind Diplomaten, deutsche Konsuln in Südamerika, Botschafter. Vater und Mutter verlieren im Krieg alles. Die Mutter arbeitet zeitweise als Mannequin, der Vater beginnt 1951 für Airlines Langstrecken zu entwickeln. Ein Beruf, der seine Tochter schon im zarten Alter mit vielen Kulturen in Berührung bringt.

Sie studiert Germanistik und Anglistik, dazu Erziehungswissenschaft - Berufsziel: Lehrerin. Und dann japanische Literaturwissenschaft. Denn für die lyrische Kürzestform des Haiku hat sie eine kreative Obsession: exakt 17 Silben, Bilder aus dem Jahreskreis der Natur, Gedanken über Sein und Vergehen. Sie schreibt selbst Haikus, veröffentlicht Bücher, arbeitet als Journalistin.

Wang Meng, Autor und später Kulturminister Chinas, übersetzt ihre Gedichte ins Chinesische, lässt sie in der Pekinger Volkszeitung drucken - Auflage: mehr als sieben Millionen Exemplare. Sie gewinnt Literaturpreise; derzeit arbeitet Wang Meng an einer deutsch-chinesisch-englisch-japanischen Ausgabe ihrer 17-Silbler.

Was sie am Haiku so fesselt? "Es ist im Grunde ein halbes Gedicht. Das Ganze entsteht, wenn man's gut macht, im Kopf des Lesers." Zauber der Reduktion. Noch heute sitzt sie manchmal im japanischen Garten des Hauses in Wohldorf und dichtet. "Der Garten ist wichtig. Im Mittelalter galt der Garten als Abbild des geistigen Raums."

Die Haiku-Expertin geht zu Beiersdorf, als stellvertretende Konzernsprecherin. Als charmante Netzwerkerin hat sie ein Händchen dafür, wen man zusammenbringen muss, um etwas zu bewegen. Als sie 1991 den Pharma-Unternehmer Klaus Homann heiratet und Sohn Alexander zur Welt bringt, kümmert sie sich weiter um strategische Zielgruppen von Beiersdorf - bis 2009.

Wie aber ist sie zu Lettland gekommen? Sie lacht: "Lettland ist zu mir gekommen." 1995, vier Jahre nach der lettischen Unabhängigkeit von Russland, wird sie gefragt, ob sie das Amt einer Honorarkonsulin übernehmen möchte. Sie bittet um Bedenkzeit, reist nach Lettland. Dann sagt sie zu - 1997 wird sie ernannt. Sie soll Wirtschaftskontakte knüpfen, Investoren ins Land holen, kulturelle Beziehungen aufbauen, den Tourismus ankurbeln. Und dafür sorgen, dass das Land medial ein positives Image bekommt.

Bei Sommerkamp-Homann, damals mit 45 Jahren im männerdominierten konsularischen Korps so etwas wie das Nesthäkchen, ist man genau richtig. Man sollte sie nicht unterschätzen. Sie kann sich mit Freude auf entlegene Exkurse begeben, ohne ihr eigentliches Ziel aus den Augen zu verlieren. In dieser Konzentration treffen sich die Tugenden der Business-Frau mit denen des Haiku-Dichtens.

Sie holt das deutschlandweit arbeitende staatliche lettische Wirtschaftsbüro nach Hamburg - inzwischen ist es in Berlin. Sie will es zurückholen. Sie sorgt für einen Direktflug der Air Baltic von Hamburg nach Riga. Sie begleitet und unterstützt die SOS-Kinderdörfer in Lettland. Initiiert Richard-Wagner-Tage in Riga. Auf ihre Konsulin in Hamburg können sich die Letten verlassen. "400 lebten vor 15 Jahren in Hamburg, heute sind es 640."

Sie brennt für das Land. Ihr Rat an die Hamburger: hinfahren! "Luftlinie sind es nur 1000 Kilometer - und Air Baltic fliegt ja täglich."