Hier noch ein Totenschädel neben das Fischgericht, dort eine Gummiratte vor die Nudelpfanne: Ole Plogstedt bekocht die berühmte Punkrock-Band.

Hamburg. Ein Büfett, das rockt - genauer: punkrockt. Und zwar für die Toten Hosen, die gerade ein Konzert abgefeiert haben und nun ihre entleerten Kohlehydratspeicher stilecht, aber gesund, wieder auffüllen wollen.

Der Koch ihres Vertrauens ist der Wahl-Hamburger Ole Plogstedt. Und das bereits seit mehr als zehn Jahren. Als Plogstedt 1993 mit seinem Kollegen Jörg Raufeisen die Catering-Firma Rote Gourmet Fraktion gründete, ahnte er nicht, dass seine Kunden Die Ärzte, Rosenstolz, Earth, Wind & Fire oder Rammstein heißen würden. "Ursprünglich wollten wir eine Kiezkneipe eröffnen, aber es fehlte das Geld", so der gebürtige Berliner. Nach seiner Ausbildung zum Koch im Berliner Hotel Steigenberger machte Ole Plogstedt Station in den Hamburger Restaurants Cöllns Austernstuben und im Nil. Nach der Arbeit hieß es: ab zu Rosis Bar am Hamburger Berg. "Wir bekamen Kontakt zur Hamburger Punkszene. Von befreundeten Musikern und Produzenten hörten wir, dass es kaum qualitativ hochwertige Caterings bei Musikproduktionen und Konzerten gibt", sagt der Gastronom. Plogstedt und sein Partner nutzen diese Marktlücke: "So ein Tournee-Catering bedeutet lange Strecken im Tourbus, das Heranschaffen von hochwertigen Lebensmitteln in nicht selten sehr kleinen Orten, das Planen von ausgewogenen Menüs für Sänger, Beleuchter und Bühnenarbeiter", zählt er auf. Und gesteht: "Aber es macht süchtig."

So schafft er es bei aller Routine, immer wieder neue Gerichte zu kreieren. Beispielsweise den "Gewitterfisch": Zander, ausgesprochen wie das englische Wort Thunder für Donner, angelehnt an einen Song von AC/DC. Dazu gibt es Gesundes wie Pak Choi. "Das Klischee, Rockstars würden saufen und nur Fast Food essen, ist veraltet", sagt der Koch. Zitruspresse sowie Fenchelhonig und Ingwer gehören dazu wie die Gummiratte. Vor Auftritten wird leichte Kost serviert. Campino von den Toten Hosen isst vier Stunden vor Konzertbeginn zum letzten Mal, meist einen Teller Nudeln. Dass der Promi-Koch mittlerweile selbst recht bekannt ist, unterschlägt er gern. Seit gut einem Jahr ist Ole Plogstedt in der Kabel-1-Sendung "Das Fast-Food-Duell" (montags bis freitags um 18.30 Uhr) zu sehen. Dort tritt der Koch gegen Bringdienste an. Das Ziel: besser, günstiger und schneller zu sein als der Lieferservice.

"Ich lebe meinen Traum", sagt Plogstedt, der auch privat sein Glück gefunden hat. Mit Ehefrau Bettina, seinem 19-jährigen Sohn und seiner 14-jährigen Tochter wohnt der Caterer in einem charmanten Haus in Iserbrook. Wenn er einen Wunsch freihätte? "Ein eigenes Restaurant. Die Vorstellung finde ich hochgradig romantisch", sagt er. Eine romantische Kiez-Kneipe - vielleicht eine neue Marktlücke.