Die frühere Reporterin Susanne Mayer-Peters lässt im Festsaal morden - in ihrem Krimi. Auch privat ist bei der Autorin immer etwas los.

Hamburg. Ob es Bernd Bernstein schaffen wird, sich den Fängen der Hamburger Polizei zu entziehen, ob sein Chef Bernd Stein noch zur Vernunft kommt und ob diese mysteriösen Hanseatinnen ihn je wieder in Ruhe lassen werden, soll nicht verraten werden. Natürlich auch nicht, welche Rolle Protagonist Bernstein in Susanne Mayer-Peters Roman "Das Mahl. Tod im Hamburger Rathaus" nun am Mordfall eines bekannten, schwerreichen Reeders spielt.

Ausgerechnet beim Matthiae-Mahl, dem ältesten noch begangenen Festmahl der Welt, siedelt die Autorin den Skandal an. In Hamburgs ehrwürdigem Gemäuer, unter den Augen der Hautevolee der Stadt, scheidet ein erfolgreicher Geschäftsmann durch fremde Hand aus der Welt des Glamours und Understatements. Glücklicherweise konnte das Opfer zuvor noch die Törtchen von heimischen Flusskrebsen, das gebratene Königskrabbenfleisch und den Rothirsch unter Nusskruste genießen. Ebenso wie die Autorin übrigens. Denn die gebürtige Hamburgerin war im Jahr 2011 als Gast dabei im Großen Festsaal. So erklärt sich ihre äußerst detailgenaue Beschreibung des gesellschaftlichen Großevents. "Ich habe 2011 meinen Lebensgefährten Wolfgang Peiner begleitet und mir viele Details gemerkt", so die frühere Ressortleiterin für Landespolitik und später auch Wirtschaft bei NDR 90,3. Die Idee für eine Geschichte, die hier spielen sollte, habe sie bereits vorher im Kopf gehabt.

Für Ex-Finanzsenator Peiner und die Journalistin Mayer-Peters war der Besuch des Matthiae-Mahls ein privater, denn in den Jahren zuvor - bis zu ihrer Pensionierung 2007 - war sie als politische Berichterstatterin dabei, er bis 2006 in seiner Rolle als Politiker.

Ob der Kriminalstoff daraus entstand, dass sie sich damals öfter mal nach etwas mehr Skandalen im Rathaus gesehnt hat? Eine Frage, die die quirlige Frau zum Lachen bringt. "Ich fand meine Arbeit immer sehr unterhaltsam", sagt sie, "in der Hamburger Politik war grundsätzlich viel los und wir haben die ganze Republik mit reichlich spannenden Geschichten aus unserer Stadt versorgt." Höhepunkt sei für sie die Entwicklung der Schill-Affäre gewesen. "Da war immer ziemlich viel Action."

Und Action braucht Mayer-Peters einfach in ihrem Leben. Deshalb auch nun ihr erstes Buch. "Eigentlich wollte ich das nur für mich machen", erzählt die Großmutter des fünfjährigen Max. Es gab keinen Auftrag, keinen Verlag. "Ich wollte einfach mal was schreiben, was überhaupt nicht sachbezogen ist, und dachte, ich kann ja das Rathaus mal in ein ganz anderes Licht rücken. Anders als in meinem Job, wo es nur um Fakten ging." Doch erst sei sie sich unsicher gewesen. Sie, die Expertin des gesprochenen Wortes, sollte nun Seite um Seite mit Sätzen füllen. Und dann die Überraschung: "Es hat mich selbst verblüfft, wie mir diese Geschichte aus der Feder geflossen ist. Ich habe nie am Schreibtisch gesessen und am Bleistift gekaut", sagt sie und wirkt aufrichtig. Warum sollte sie auch mit irgendetwas kokettieren?

Immerhin gab Mayer-Peters' schärfste Kritikerin, ihre Tochter und Anwältin Anja Marquardsen, als Erste ihren Segen. Damit war klar: Auch Wolfgang Peiner darf das Werk lesen. "Eigentlich interessiert er sich eher für Sachbücher und Biografien, sein Originalkommentar nach der Lektüre war dann: 'Kann man lesen'", sagt sie und lacht bei der Erinnerung daran laut auf. Startschuss für sie, das Buch Anfang des Jahres dem Ellert&Richter-Verlag anzubieten. Und der griff zu, nahm den Matthiae-Krimi flugs in sein Herbstprogramm 2012 auf.

Für Mayer-Peters, die in den 70er-Jahren als Frau eines Nachrichtenagenturkorrespondenten jahrelang in Moskau und Wien lebte, in Österreich ihren Doktor in Politikwissenschaften absolvierte und dann 23 Jahre lang für den NDR arbeitete, bedeutet ihr aktuelles Leben somit keinesfalls Stillstand. Sie ist Mitglied im Medienrat Hamburg-Schleswig-Holstein, im Vorstand der Landespressekonferenz und im Aufsichtsrat des Schauspielhauses.

Der Enkel besucht sie gern im Wochenendhaus in Glückstadt

Auch privat ist immer etwas los, entweder in der gemeinsamen Wohnung im Stadtteil Rotherbaum oder im Wochenendhaus in Glückstadt. "Ich jogge gern auf dem Deich oder wir fahren Fahrrad", sagt sie. Und zudem ist sie passionierte Großmama. "Mein Enkel ist eine sehr wichtige Person in meinem Leben, er ist gern bei uns an der Elbe und beobachtet begeistert die Schafe auf dem Deich", erzählt sie glücklich.

Und scheint fast verlegen, als sie berichtet, dass sie auch wieder am Schreibtisch sitzt. Und schreibt. Thema? Noch geheim. Nur so viel: Am Bleistift kauen muss Susanne Mayer-Peters auch jetzt nicht.