Das Hochdruckgebiet “Kourosh“, das gestern Hamburg erreichte, ist nach dem Vornamen des Uhlenhorsters benannt und ein Geschenk zum 60.

Uhlenhorst. Tiefs sind nichts für Kourosh Pourkian. Deshalb schenkt sich der Unternehmensberater zum 60. Geburtstag, den er heute feiert, ein Hoch - genauer: ein Hockdruckgebiet. Die Wetterlage, die seit gestern Sonne nach Hamburg bringt, heißt "Kourosh". Zufällig - oder vielleicht auch schicksalhaft - erreicht das Hoch pünktlich zum Ehrentag des gebürtigen Iraners die Hansestadt.

Im vergangenen Jahr entdeckte Pourkian - auf der Suche nach einem originellen Geschenk für seine Frau - die Internetseite wetterpate.de. Gegen Bezahlung kann man dort ein Hoch- (299 Euro) oder Tiefdruckgebiet (199 Euro) kaufen. Sofort entschied Pourkian, dass eine Wetterlage nach ihm benannt werden sollte. "Ein Tief kam nicht infrage", sagt der Uhlenhorster. Das Problem: 2011 war es so geregelt, dass die Hochs Frauen- und die Tiefs Männernamen erhielten. In diesem Jahr ist es jedoch umgekehrt. Also beschloss Pourkian, sich die Patenschaft zu seinem runden Geburtstag selbst zu schenken.

Vor ein paar Wochen kam dann der Anruf. Sein Hoch komme bald, hieß es. Vielleicht Ende September, vielleicht Anfang Oktober. Vielleicht auch am 17. des Monats, Pourkians Geburtstag. "Darauf haben wir keinen Einfluss", sagte die Frau am Telefon. Welcher Name wann dran sei, hänge von zwei Faktoren ab: vom Anfangsbuchstaben, da die Patenliste alphabetisch abgearbeitet wird, und davon, wie schnell die Druckgebiete aufeinanderfolgen. Und so wurde der Uhlenhorster zu den wenigen Hamburgern, die auf Regen hofften - schließlich durfte es mit dem Hoch nicht zu früh losgehen. "Meine Freunde haben gelacht und gefragt, seit wann ich mir schlechtes Wetter wünsche."

Denn eigentlich ist der Mann, der seit 40 Jahren in seiner Wahlheimat Hamburg lebt, kein Freund von Tiefdruckgebieten. Wenn er aus seinem Leben erzählt, fallen ihm immer zuerst die positiven Geschichten ein, und Anekdoten beginnt er mit einem Lachen. Das entspricht seinem Leitsatz, einem Zitat von Goethe: "Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen."

"Ich habe in meinem Leben immer Freude empfunden", sagt der Vater von zwei erwachsenen Kindern und einem fünfjährigen Nachzügler. So kam Pourkian zwar während seines Studiums der Wirtschaftsinformatik irgendwann an den Punkt, an dem das Geld knapp wurde und er nicht wusste, wovon er im kommenden Semester leben sollte. Viele Kommilitonen begannen auf dem Bau zu arbeiten. Das brachte Geld - mehr aber auch nicht, fand Pourkian. Er bewarb sich für andere Jobs. Solche "mit Mehrwert", wie er sagt. Er wurde Tutor bei Philips und Programmierer bei Siemens. Einmal arbeitete er in den Ferien als Schaffner in Nachtzügen mit Schlafwagen. "So habe ich innerhalb von sechs Wochen ganz Europa kennengelernt. Das war toll."

Das soll aber nicht heißen, dass Pourkian einer ist, der sich nur die Rosinen rauspickt. In einem Winter bewarb er sich auf eine Stelle als Weihnachtsbaumverkäufer. "Da wird es aber kalt", wurde er gewarnt. Pourkian sah es als Herausforderung, kaufte sich Skiunterwäsche, Handschuhe und einen Schneeanzug und überlegte, was er aus der Situation machen könnte. Das Beste natürlich. Er entwickelte ein Serviceangebot. Für einen Aufpreis von einer Mark wurden die gekauften Bäume den Kunden direkt nach Hause geliefert. Ferner bot er an, das Wohnzimmer zu begutachten, um eine Tanne in Größe und Form empfehlen zu können. Kam Heiligabend bei der ein oder anderen Familie der Wunsch auf, ein Familienbild vorm Baum zu bekommen, dann knipste Pourkian eben das Bild.

Als sein Chef krank wurde, übernahm er das Geschäft stadtweit und baute ein Filialnetz auf. Kein Wunder, dass er "Unternehmensberater mit Optimismus" wurde. Pourkian geht sogar so weit, seinem Hochdruckgebiet eine friedensstiftende Bedeutung zu geben: "Der Iran steht ja gerade nicht so hoch im Kurs", sagt er. "Obwohl das Herz der meisten Deutschen grundsätzlich für das Land schlägt." Viele seien mit Iranern oder Menschen, die aus dem Land stammen, bekannt und seien ihnen gegenüber durchaus positiv eingestellt. "Wenn nun ein Hoch mit einem iranischen Vornamen kommt, deuten das ein paar Leute vielleicht als Zeichen dafür, dass das momentane, politische Tief auch vorbeigeht."

Angst, in den kommenden Tagen ein ganzes Aussprachen-Potpourri von "Kourosh" in den Wetternachrichten zu hören, hat Pourkian jedoch nicht. "Ist doch ganz einfach", sagt er. "Es wird eben genauso gesprochen, wie es auch geschrieben wird."