Der Schauspieler Marek Erhardt wirbt für den Weißen Ring und die Initiative “Kultur für alle“. Der 43-Jährige probiert sich jetzt als Autor.

HafenCity. Wenn Marek Erhardt nicht Schauspieler geworden wäre, würde er womöglich als Müllmann für Sauberkeit auf Hamburgs Straßen sorgen. "Ich fand das als Kind früher immer so lässig, da hinten am Wagen zu hängen und durch die Stadt zu fahren. Heute weiß ich, dass der Job verdammt hart ist", erzählt der 43-Jährige. Irgendwann aber, es muss so im Alter von 18 oder 19 Jahren gewesen sein, überdachte er seinen Berufswunsch noch einmal. Schauspieler sollte es sein. Kein wirklich überraschender Entschluss, denn sein Vater ist der Regisseur Gero Erhardt ("Das Erbe der Guldenburgs") und sein Großvater der 1979 verstorbene Entertainer, Komiker und Schauspieler Heinz Erhardt.

Heute hat sich der 43-Jährige einen eigenen Namen gemacht. Als Sprecher, als HSV-Aufsichtsratsmitglied und natürlich als Schauspieler ("Freunde fürs Leben", "Da kommt Kalle"). Er jongliert mit seinen Jobs. Regelmäßig ist seine Stimme im Werbefernsehen zu hören, gerade hat er einen ZDF-Krimi abgedreht, und jetzt probiert er sich als Schriftsteller. Er arbeitet an einer Biografie über den Billstedter Zivilfahnder Kay Tegtmeyer, den er in den vergangenen Jahren immer wieder als Vorbereitung auf TV-Rollen bei der Arbeit begleitete. "Langweilig wird es bei mir nicht", sagt der Tausendsassa.

Als Marek Erhardt noch zur Schule ging, war er ein fauler Junge. Einer, der noch nicht einmal das Nötigste tat, um durchzukommen. Zweimal musste er eine Klasse wiederholen. "Das habe ich nur gemacht, weil ich so nett bin und die anderen Schüler von meinem Wissensvorsprung profitieren lassen wollte", scherzt Erhardt und lacht. Er hat es sich bequem gemacht auf einer mit braunem Leder bezogenen Bank in einem Café in der HafenCity.

Hier sitzt er nun und erzählt, wie er drei Monate vor den Abiturprüfungen seine Schullaufbahn beendete, um in New York Schauspielunterricht am Herbert Berghof Studio zu nehmen. Anderthalb Jahre blieb er dort, bis er zurück in seine Heimatstadt Hamburg kam. "Ich liebe es hier und bin durch und durch Hamburger", sagt der Mann mit der sonoren Stimme bestimmt und blickt durch die große Glasscheibe auf das Hafenpanorama.

Ebenso leidenschaftlich brennt der Schauspieler für den Fußballverein mit der Raute. "Seit ich fünf Jahre alt bin, bin ich leidenschaftlicher HSV-Fan", sagt Erhardt. Seine beiden Töchter, die neunjährige Marla und die fünfjährige Mathilda, habe er bereits angesteckt. Und selbstverständlich sei er bei jedem Heimspiel dabei - und wenn möglich die beiden Mädchen auch. Dieser Verein ist ein Teil seines Lebens.

Einige Jahre war er Stadionsprecher im Volksparkstadion. Seit Januar 2011 sitzt er im Aufsichtsrat des Vereins und ist stolz darauf, spricht aber nicht gerne darüber. Dabei ist Erhardt ein extrovertierter Mann, der eine Anekdote nach der anderen erzählt. Doch beim HSV sagt er, da gehe es wirklich nicht um ihn. "Mir macht meine Aufgabe sehr viel Spaß, aber sie ist auch viel zeitintensiver als zuvor vermutet", sagt Erhardt. Dann will er lieber über andere Themen reden. Zum Beispiel, wie er mehr Menschen für das Theater oder die Staatsoper begeistern will.

Seit einigen Wochen blickt der gebürtige Hamburger wieder von großen Werbeplakaten, beispielsweise an der Hoheluftchaussee und am Nedderfeld. Sein Bild begegnet den Hamburgern auch in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit. Im vierten Jahr unterstützt er nun die Initiative "Kultur für alle". Diese bietet ein bezahlbares Abo, um die unterschiedlichen Kultureinrichtungen der Stadt auszuprobieren.

"Ich stelle immer wieder fest, dass vor allem junge Menschen unglaublich viel Spaß an der Schauspielerei haben. An manchen Schulen gibt es ja sogar das Fach Theater. Das sollte viel mehr unterstützt werden", sagt Erhardt. Denn wenn aus den Elternhäusern nichts komme, dann entwickele der Nachwuchs natürlich auch keine Begeisterung. "Ich bin meinen Eltern dankbar, dass sie mir, als ich Kind war, so viel gezeigt haben. Sie überließen mir aber immer die Entscheidung, für was ich mich letztendlich interessiere", erinnert sich Erhardt, der sich als Botschafter für die Opferhilfe Weißer Ring engagiert.

Aber er sei auch ein bisschen ruhiger geworden in den vergangenen Jahren, sagt er. Auf Abendveranstaltungen geht Erhardt nur noch, wenn sie etwas mit dem Job zu tun haben. Er hat Besseres zu tun, wenn er mal nicht arbeiten muss: "Ich konzentriere mich auf die Dinge, die mir wirklich wichtig sind: meine Familie und meine Freunde."