Morgen moderiert der Blankeneser wieder die erfolgreiche Sendung auf ProSieben. Freunde und Familie sind dem Fernsehmann wichtig.

Hamburg. Ewig ist er nicht mehr hier gewesen. Hier, in Lühmanns Teestube an der Blankeneser Landstraße. Als Schüler vertrieb sich Steven Gätjen in dem lauschigen Café unweit des Blankeneser Gymnasiums die Zeit, während die ein oder andere Schulstunde ohne ihn stattfand.

Der Moderator nimmt Platz auf der Außenterrasse und blickt hinüber zu seiner alten Schule. "Dort oben saß ich im Englisch- und Geschichts-Leistungskurs", erinnert er sich und deutet auf eine Fensterreihe. Heute ist der Schüler von einst ein bekanntes TV-Gesicht. Mit "Schlag den Raab" moderiert er eines der erfolgreichsten Unterhaltungsformate im deutschen Fernsehen. Morgen hat er seinen nächsten Einsatz. Und vom 27. September an wird er regelmäßig eine Filmshow für die Kinokette Cinemaxx präsentieren.

Steven Gätjen ist in Blankenese aufgewachsen, geboren wurde er in den USA. Sein Vater arbeitete dort als Arzt. Drei Jahre war Steven Gätjen alt, als die Familie zurück nach Hamburg zog. "Wir waren als Kinder stundenlang draußen", sagt er, nimmt einen Schluck Kaffee - "schwarz und ohne Zucker" - und erzählt, wie er mit seinen Freunden auf dem Wielands Feld Bananenflanken übte und im Schinckels Park mit dem Kreek die Abhänge hinunterrodelte.

Freunde und Familie sind dem Fernsehmann wichtig. Auf dem roten Teppich sieht man ihn nur, wenn er arbeitet und Hollywood-Stars wie Tom Cruise oder Angelina Jolie interviewt. In seiner Freizeit feiert er eher selten auf Promipartys. Gätjen hält sich zurück, wenn er nach seiner langjährigen Lebenspartnerin gefragt wird.

Privates soll privat bleiben. "Ich habe eine ganz tolle Familie. Meine Eltern haben mich immer sehr unterstützt", erzählt der Hamburger, der noch zwei jüngere Brüder hat. Dann erinnert er sich an jugendliche Sturmfrei-Partys in seinem Elternhaus. "Manchmal sind meine Mutter und mein Vater das Wochenende über in ein Hotel gezogen, damit wir feiern konnten. Meine Freunde und ich haben dann die Möbel in den Keller getragen und die Räume dekoriert", erinnert sich der Sohn der Journalistin Heike Gätjen.

Nach Abitur und Zivildienst machte er ein Volontariat bei OK Radio. Danach verschlug es ihn zum Fernsehen, zu MTV nach London. Dabei hatte es anfangs ganz danach ausgesehen, dass seine TV-Karriere bereits beendet war, bevor sie angefangen hatte. "Nach dem Casting rief der Chef bei mir an und sagte mir, dass ich absolut kein Talent vor der Kamera habe. Trotzdem wollte er mich für einen redaktionellen Job haben", sagt Gätjen. Innerhalb von vier Tagen sollte er den neuen Job in Englands Hauptstadt antreten. Lange überlegen musste er damals nicht und packte kurz entschlossen seine Sachen.

Die Zeit in London nennt Gätjen die "gigantischste meines Lebens". "Ich bin erst in einer Einzimmerwohnung eines alten Schulfreundes untergekommen. Die war so winzig klein, dass ich alle Wände gleichzeitig berühren konnte", sagt der 39-Jährige. Bei MTV arbeitete der junge Mann in der Nachrichtenredaktion. Als die Moderatorin krank wurde, durfte er einspringen. Und plötzlich erfüllte sich der Traum vom Job vor der Kamera doch noch.

Nach drei Jahren kehrte Steven Gätjen der britischen Metropole den Rücken und zog nach Süddeutschland. "Von London nach München-Ismaning, das war ein kleiner Kulturschock", sagt er. "An der Rezeption des Hotels stand eine Frau im Trachtenkleid, und in den Zimmern hingen Jagdbilder." Gätjen moderierte die tägliche Boulevard-Sendung "taff", berichtete von der Oscar-Verleihung in Los Angeles.

Er lebte ein schnelles Leben. Viel Stress, wenig Freizeit. Weihnachten 2002 saß er mit seinem Bruder, dem Schauspieler Andy Gätjen, zusammen. Auch der fühlte sich ausgelaugt. Gemeinsam fassten sie den Entschluss, nach Los Angeles zu ziehen. Dort belegte Steven Gätjen Kurse an der Universität und moderierte beim Unterhaltungssender E! Aber irgendwann schlug das Heimweh zu. Gätjen ging zurück nach Hamburg.

Ein Neuanfang in der alten Heimat. So richtig Fuß fassen konnte er zunächst nicht. Bis im Mai 2011 Stefan Raab anrief und fragte, ob Gätjen nicht Lust habe, "Schlag den Raab" und weitere seiner Sendungen wie die "Wok-WM" zu moderieren. "Mir hat imponiert, dass er sich persönlich bei mir gemeldet hat", sagt Gätjen. Die Show sei eine riesige Herausforderung für ihn. "Das ist wie ein Überraschungsei. Die Aufzeichnung ist live. Du weißt vorher nie, was passiert, und vor allem, wie lange sie dauert." Gätjens erster Einsatz dauerte fünf Stunden und 15 Minuten. Hohe Erwartungen hatte er da zu erfüllen. Kritiker hielten ihn für nicht so witzig oder so charmant wie seinen Vorgänger Matthias Opdenhövel. Doch mittlerweile hat Gätjen gezeigt, dass er als Raabs Allzweckwaffe keine Fehlbesetzung ist.