Steffen Schumann schuf ein “Kurzzeit-Zuhause“ für schwerstbehinderte Kinder. Für sein Engagement bekam er den Renate-Schneider-Preis.

Neustadt. Steffen Schumann hätte viele Gründe gehabt, mit seinem Schicksal zu hadern. Jeder hätte verstanden, wenn er sich nur auf seine Familie konzentriert hätte. Seine Frau Tamara hat 2005 ein Kind mit einem seltenen Gendefekt zur Welt gebracht. Noah, ein kleiner Junge, der ohne seine Eltern nicht einen Tag lebensfähig ist, der rund um die Uhr betreut werden muss und seinen Eltern somit kaum Ruhepausen lässt. Doch Eltern brauchen auch einmal ein paar Tage für sich, zum Abschalten und um Kraft zu tanken. Und so ist Steffen Schumann in die Offensive gegangen. Er hat den Verein "Hände für Kinder" gegründet, mit dem Ziel, einen Ort zu schaffen, an dem schwerstbehinderte Kinder für einen kurzen Zeitraum betreut werden.

+++++Haspa spendet 25.000 Euro an "Hände für Kinder"+++++

Für sein außergewöhnliches soziales Engagement wurde er gestern in einer Feierstunde im Verlag Axel Springer mit dem ersten Renate-Schneider-Preis ausgezeichnet. Die Medaille zeigt das Konterfei der langjährigen, ehemaligen Leiterin des Abendblatt-Ressorts "Von Mensch zu Mensch".

"Sie hatten eine Vision und haben kraft Ihrer Person und Ihres Willens unglaublich viele Menschen für Ihre Idee begeistern können. Sie erhalten diese Medaille für Ihren Mut und Ihre Geduld, so ein Projekt angepackt und realisiert zu haben", sagte Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider bei der Übergabe, bei der auch Schumanns Ehefrau anwesend war. Renate Schneider hatte das Projekt mithilfe des Abendblatt-Vereins "Kinder helfen Kindern" von Anfang an begleitet und finanziell unterstützt. "Sie haben mitgeholfen, dass wir unseren Kupferhof nun bald eröffnen können, dafür bin ich unendlich dankbar", sagte Steffen Schumann sichtlich gerührt und auch etwas stolz.

+++++Renate Schneider – "die personifizierte Nächstenliebe"+++++

Dabei spielte der Zufall bei diesem Projekt eine große Rolle: Steffen Schumann hatte den Kupferhof in Wohldorf im Dezember 2008 beim Joggen durch den Duvenstedter Brook entdeckt. Ein herrschaftliches Haus mit großzügigem Garten, eine ehemalige Tagungsstätte der Stadt. Wenige Monate zuvor hatte er gemeinsam mit Frank Stangenberg den Verein "Hände für Kinder" gegründet. Als Steffen Schumann vor dem Kupferhof stand, wusste er, dass er an diesem Ort Eltern und Geschwistern von behinderten Kindern die Möglichkeit bieten kann durchzuatmen. Ein Ort, den auch er sich immer für seine Familie gewünscht hat, den es aber in Deutschland nicht gibt. "Gerade für Eltern mit schwerstbehinderten Kindern gibt es keine Kurzzeitbetreuungsmöglichkeiten", sagte Steffen Schumann. Der Verein hatte Glück und konnte das Gebäude erwerben. Seither hat er Spenden in Höhe von mehr als einer Million Euro gesammelt. Immer mehr Menschen stellten sich hinter das Projekt.

Neben "Kinder helfen Kindern" unterstützten auch die Haspa Hamburg Stiftung, das Hamburger Spendenparlament, Lions und Rotary und viele Tausend Hamburger die Idee vom Kupferhof. Das Architekturbüro Henke & Partner machte kostenfrei die Umbauplanung, die Firma Imtech Deutschland spendierte die komplette Heizungsanlage. Und obwohl immer noch rund 400 000 Euro fehlen, haben Steffen Schumann und Frank Stangenberg jetzt den Umbau gestartet. Finanzfachwirt Schumann hat dafür seinen Job als Anlageberater aufgegeben. Der 44-Jährige widmet sich seit ein paar Wochen ausschließlich dem Kupferhof.

Seine Frau Tamara unterstützt ihn, wo sie nur kann. Vor allem aber dadurch, dass sie die komplette Pflege von Noah alleine übernimmt. Sie weiß am allerbesten, wie wichtig ein solches Haus ist. Wie kostbar eine Auszeit sein kann. Und wie wichtig sie ist für den Zusammenhalt der Familie.

Sechs Monate sollen die Umbauarbeiten dauern. Am 28. Februar 2013 ist Schlüsselübergabe. Dann sollen die Zimmer für die Gäste eingerichtet, die Kreativräume gestaltet, der Pflegestützpunkt ausgestattet werden. Speisesaal und Büros sollen erst mal provisorisch eingerichtet werden. Am 1. Mai 2013 sollen die zwölf Kurzzeitwohnplätze bezugsfertig sein. Ein großer Moment, den alle sehnsüchtig erwarten.

Ob sein Sohn Noah dort auch einmal zu Gast sein wird? Steffen Schumann weiß es nicht. Aber er hat durch "Hände für Kinder" und den Kupferhof gelernt, dass alles möglich ist.

Die Ärzte hatten dem Jungen bei der Geburt nicht mehr als zwei Jahre gegeben. Als Noah drei Jahre alt wurde, entdeckte sein Vater den Kupferhof. Er hat sein Ziel fast erreicht. Und Noah wird im Dezember sieben.

Informationen unter www.haendefuerkinder.de