850 Gäste feiern mit großem Fest die Sanierung des Traditionshauses

St. Georg. Sie hat sich schick gemacht, die alte vornehme Lady an der Alster. Die Füße sinken tief ein im flauschigen Teppichboden, die Wände strahlen in blütenreinem Weiß. Es riecht noch immer nach frischer Farbe und Teppichkleber. Die 245 Zimmer und Suiten des Hotels Atlantic sind in den vergangenen zweieinhalb Jahren für mehr als 30 Millionen Euro kernsaniert und mit neuen Marmorbädern ausgestattet worden. Der alte Staub ist weggepustet. Das Fünf-Sterne-Superior-Haus mutet modern an, ohne seine stilvolle Eleganz zu verlieren und seine Tradition zu vergessen.

Grund genug für eine große Party. Rund 850 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kamen gestern Abend zum Sommerfest in das Haus an der Alster, um sich selbst von dem gelungenen Abschluss der Renovierungsarbeiten zu überzeugen. Mit dabei Kaffee-König Albert Darboven, Schauspieler Herbert Knaup, TV-Moderatorin Susanne Böhm und Rapper Smudo (Die Fantastischen Vier). "Das Atlantic ist eine Institution in Hamburg. Die Renovierung war bitter nötig. Was dabei herausgekommen ist, kann sich sehen lassen", sagte Darboven. Später am Abend mischte sich auch Udo Lindenberg, der seit mehr als 17 Jahren hier zu Hause ist, unter die Festgesellschaft. Es war ja quasi auch seine Einweihungsparty. Denn seine Suite erhielt im Zuge der Rundumerneuerung ebenfalls einen neuen Anstrich.

Bestens gelaunt und vor allem stolz auf die geleistete Arbeit zeigte sich Hoteldirektor Peter Pusnik, der seit 2009 die Geschicke im Atlantic leitet und maßgeblich an der Sanierung beteiligt war. "Dieses Hotel wird wieder die erste Adresse der Stadt und über Hamburgs Grenzen hinaus bekannt sein", sagte er. Am kommenden Wochenende sei das Atlantic komplett ausgebucht. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sprach ein Grußwort, in dem er Hamburgs Bedeutung als touristisches Reiseziel betonte.

Die Gastgeber ließen sich nicht lumpen. Besonders extravagant: der Austernbrunnen und die Champagnerbar. Die Generalüberholung zeigt: Nun geht es anders zu, hier im "weißen Schloss an der Alster."

Die Zeiten, in denen Übernachtungen bei Discountern angeboten wurden und sich Hotelbesucher über den verwohnten Zustand des Hauses beschwerten, sind definitiv Vergangenheit. Und auch die fünf Sterne, die dem Haus 2008 wegen eines Renovierungsstaus aberkannt wurden, sind seit fast einem Jahr wieder neben der Eingangstür zu sehen.

Während der Renovierung verlegten die Handwerker knapp 100 Kilometer Kabel, Leitungen und Lüftungsrohre. Es wurden 12 000 Quadratmeter Bodenfläche erneuert. Die hohen Zimmerwände zieren Werke der Künstler Heinke Böhnert und Carsten Westphal.

Die renovierten Zimmer sind im Stil der Kontinente Afrika, Europa, Amerika und Asien eingerichtet. Die Gäste durften einige ausgewählte Räume exklusiv besichtigen. "Modernität vermischt mit Tradition. Das sorgt für den Wohlfühlfaktor", sagte das Model Petra van Bremen. Auch Starfriseurin und Kosmetikunternehmerin Marlies Möller und ihre Tochter Miriam Möller-Winkler schwärmten von der Verjüngungskur des Traditionshotels. "Es sind nicht nur die Zimmer, die schön sind. Der Innenhof lässt einen vergessen, dass man in Hamburg ist. Man fühlt sich wie in Paris", so Möller.

Die alten Hotelmöbel werden übrigens nicht auf dem Sperrmüll entsorgt. Viele von ihnen finden Platz auf dem Hotelspeicher unter dem Dach, im sogenannten Phantomzimmer. Dieses verdankt seinen Namen einem angeblichen Geist, der dort oben sein Unwesen trieb. Erfunden wurde er, um zu neugierige Pagen von dem Mobiliar fernzuhalten. Niemand sollte länger als nötig hier herumstöbern.

Das Atlantic mit seiner Weltkugel auf dem Dach gehört spätestens seit dem James-Bond-Film "Der Morgen stirbt nie" zu den Wahrzeichens Hamburgs. 1997 diente das Atlantic nämlich als Filmkulisse für den Hollywoodstreifen. In einem spektakulären Stunt kletterte 007 auf das Hotel und hangelte sich an besagter Kugel entlang. Eine Szene, die wohl viele Hamburger Kinobesucher mit Stolz erfüllte.

Nach seiner Eröffnung im Mai 1909 hatte sich das noble Haus schnell zur Top-Adresse für Politiker, Stars und Hoheiten entwickelt. Der Schah von Persien und seine Frau Soraya nächtigten 1955 hier. Viel früher schon hatte die Tänzerin und Sängerin Josephine Baker die Vorzüge des Hauses zu schätzen gelernt. Und auch Popstar Michael Jackson war Gast im Hotel Atlantic. Vermutlich wird es nicht mehr lange dauern, bis Glanz und Glamour zurückkehren. Ganz wie früher.