Das Hotel an der Alster kauft von Heinke Böhnert gleich 204 Regattabilder, eines für jedes neue Zimmer. Bei der Wahl ihrer Farben ist sie innovativ.

Hamburg. Heinke Böhnert mag Souvenirs. Auf einem Fensterbrett ihres Ateliers am Stellinger Weg liegt eine fast handgroße perlmuttfarbene Muschel, auf dem Tisch hat sie Treibholz in einer Glasvase drapiert. Der dunkelblaue, dick gepolsterte Sessel mit schweren Holzfüßen wirkt in dieser natürlichen hellen Umgebung beinahe etwas fehl am Platz - und ist doch genau richtig. "Ein Geschenk vom Direktor des Atlantic ", sagt die 51-jährige Künstlerin. Ihren Stolz darüber kann sie kaum verbergen. "Wir hatten eine ausgesprochen nette Zusammenarbeit, und das immer auf Augenhöhe."

2011 war für Böhnert das Atlantic-Jahr. 204 Bilder malte sie für das neu gestaltete Hotel. "Das war der größte Auftrag meines Lebens und einer mit einer großen emotionalen Bedeutung für mich", sagt die passionierte Seglerin. "Manchmal habe ich sogar nachts im Traum an den Bildern gemalt." Bei schönem Wetter lagen die Collagen in ihrem Vorgarten zum Trocknen auf dem Boden. "Das sah fast ein bisschen wie am Montmartre in Paris aus." Das Gefühl, dass sie es nicht schaffen könnte, habe sie trotz stressiger Phasen nie gehabt. Im Dezember wurde das letzte Werk der Reihe fertig.

+++ Das Hotel Atlantic ist ein Fall für zwei +++

"Das Atlantic war für mich schon immer eine Landmarke und ein Meilenstein in meinem Leben", sagt Böhnert. Schon als Kind habe sie sich beim Segeln auf der Alster an der Fahne auf dem Dach des Hotels orientiert und an ihr die Windrichtung abgelesen. "Hamburg, Segeln und das Atlantic gehören für mich absolut zusammen", sagt die Frau, die sich selbst als Lokalpatriotin bezeichnet. "Auch heute schaue ich jedes Mal, wenn ich mit dem Auto am Hotel vorbeifahre, nach oben, um zu sehen, wie die Windverhältnisse sind."

Böhnert fertigt Regattabilder an. In die Collagen integriert sie - passend zum Motiv - Segeltuch. "Dadurch werden die Bilder haptischer", sagt sie. Und geschichtsträchtiger. "Jeder Riss und jede Verfärbung erzählen eine Geschichte." Oft kennt sie die Boote, von denen das Material stammt, die Sportler dazu und die Fahrten. So wie bei den Olympia-Bildern - ihrem Projekt 2012. "Diese gelbe Spitze da zum Beispiel", sagt sie und zeigt auf ein Segel auf einer der Leinwände in ihrem Atelier. "Die stammt von der Flagge vom Segel der deutschen Mannschaft." Auch andere Nationen haben ihre Trainingssegel gesponsert. Teile des Erlöses will Böhnert den Olympioniken Robert Stanjek und Frithjof Kleen zur Finanzierung ihrer Olympiakampagne überlassen.

Böhnert war selbst in London, im Winter ist sie oft in Australien und Neuseeland. Und von überall bringt sie etwas mit. "Ich liebe gebrauchsfähige Souvenirs", sagt die Mutter zweier erwachsener Kinder, deren Familie ebenso segelbegeistert ist wie sie selbst. "Mein Fluggepäck ist immer eher sandlastig." Manchmal mache das die Kontrolleure stutzig. "Dabei will ich ihn doch nur für meine Bilder verarbeiten."

Auch manche Farben kauft sie im Ausland oder lässt sie sich mitbringen. Muscheln mörsert sie klein und verarbeitet sie ebenfalls in ihren Collagen. "Das gibt so ein schönes Glitzern." Die Inspiration für die Atlantic-Bilder musste sich Böhnert jedoch in der Vergangenheit holen. Vorgabe war, dass sie alle einen Bezug zu 1909 haben - dem Gründungsjahr des Hotels. Viele tragen deshalb die Segelnummer 09. "Trotzdem sollten die Bilder meinen modernen Stil haben", sagt Böhnert. Noch immer liegen die Stoffmuster, an deren Farben sie sich orientieren sollte, auf einer Werkbank in ihrem Atelier. Grün und Lila für die Amerika-Etage, Blau für die Europa-Etage sowie Lila, Rot und Gold für die Asien-Etage. Den ersten Stock - Afrika - bebilderte ein anderer Künstler. In Antiquariaten recherchierte Böhnert zum Segeln vergangener Jahre. In Asien - wo es früher kein Spaßsegeln gab - schaukeln nun Dschunken auf dem Wasser.

Die Europa-Bilder erinnern an die dänische Südsee mit all ihren Oldtimern und die Amerika-Werke orientieren sich am America's Cup. Besonders im Gedächtnis geblieben ist Böhnert das erste Bild, ein Amerika-Motiv. "Grün-Lila? Das konnte ich mir gar nicht vorstellen." Doch dann ließ sie sich in ihrer Kreativität einfach treiben. "In diesem ersten Bild steckte die ganze Entwicklung des Konzepts", sagt Böhnert. Es hängt jetzt in ihrem Atelier. Sie mag eben Souvenirs.